Bei besonders schweren Krankheiten, z.B. Krebs, wird das Medikament i.d.R. sogar von Krankenkassen erstattet, was aber oft mit langwierigen bürokratischen Hürden verbunden ist. Patient:innen, die sich für eine Therapie als Selbstzahler:in per Privatrezept entscheiden, haben es einfacher. Voraussetzung ist, dass eine chronische Erkrankung nachweislich festgestellt wurde und bisherige Therapien nur wenig Erfolg brachten oder zu nicht-tolerierbaren Nebenwirkungen führten, z.B. nachgewiesen durch Ärzt:innenbrief oder Krankschreibung.
Möglich ist eine Cannabis-Therapie dann schon bei relativ verbreiteten Indikationen wie chronischen Schmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Endometriose, ADHS, Angststörungen, PTBS, Depressionen, Tinnitus oder Schlafstörungen. Der Gesetzgeber macht keine konkreten Vorgaben zu Krankheiten, bei denen Medizinalcannabis verschrieben werden kann, sondern überlässt Ärzt:innen die Entscheidungshoheit. Der Hanfverband listet hier knapp 60 Indikationen, bei denen Cannabis bereits früher verschrieben wurde.
Der Status, sich als Medizinalcannabis-Patient:in ausweisen zu können, kann einige Vorteile bergen, insbesondere im Vergleich zur sog. “Selbsttherapie”:
Laut der in 2022 veröffentlichten Begleiterhebung des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erreichten rund 70% der Patient:innen eine Verbesserung der Lebensqualität. Im Vergleich zu Extrakten oder Dronabinol, also reinem THC, wurde bei Therapien mit Blüten sogar in 90% der Fälle eine solche Verbesserung berichtet. Meist ist die Therapie mit Cannabis in Blütenform auch kostengünstiger.
Dennoch kann eine Behandlung mit Cannabis auch zu Nebenwirkungen führen. Dazu zählen bspw. Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Mundtrockenheit, Augenrötung oder gesteigerter Appetit, wobei Letzteres im Fall von Inappetenz sogar der gewünschte Effekt ist.
Neben DoktorABC gibt es inzwischen noch andere spezialisierte Plattformen wie Algea Care, Kannamedics, Dr. Gal, 5swan, Dr. Ansay oder Magic OneHealth, die sich u.a. hinsichtlich Service und Kosten unterscheiden. Die durchschnittliche Menge liegt heute bei etwa 30g pro Rezept, wobei Patient:innen sich in der Regel jeden Monat ein neues Rezept ausstellen lassen.
Die Apothekenpreise für Selbstzahler sind bei spezialisierten Apotheken in den letzten Jahren deutlich gesunken, was die Cannabis-Behandlung immer erschwinglicher gemacht hat.
Selbstzahlende Patient:innen lösen ihre Rezepte häufig bei großen Apotheken wie Grünhorn, Helios, Cannflos, Cann24 oder Grüne Blüte ein. Es gibt heute aber auch Vergleichsplattformen wie Grüne Brise oder Canation, bei der mehrere Apotheken gelistet sind und wo sich z.B. auch Preise vergleichen lassen. Nach der Online-Bestellung muss das Originalrezept nur noch zur entsprechenden Apotheke, was die zuvor genannten Plattformen i.d.R. übernehmen. Bei Algea Care reicht die Wahl der Apotheke in der App, das Rezept wird per Kurier dann zur Apotheke gebracht, so dass die Cannabis-Medikamente schnell zu dir geschickt werden können.
Einerseits haben YouTuber schon länger und kürzlich wieder (z.B. hier) Videos veröffentlicht, wie man Cannabispatient:in wird. Andererseits tauschen sich Patient:innen in Communities wie Cannabis Medic (Online-Forum) oder CBS News (Telegram-Gruppe) aktiv aus, z.B. zu verschreibenden Ärzten, aber auch zu Produkten oder Preisen.