Medizinisches Cannabisextrakt: Vielfalt, Herstellung, Anwendung
Cannabisextrakte gewinnen in der medizinischen Versorgung zunehmend an Bedeutung. Doch was genau steckt in einem Cannabisextrakt? Wie unterscheiden sich Vollspektrum-Präparate von hochreinen THC-Destillaten? Und was sagt die aktuelle Studienlage über Wirksamkeit und Nebenwirkungen?
- Cannabisextrakte sind präzise dosierbare, pharmazeutisch standardisierte Arzneimittel. Sie enthalten definierte Mengen an Wirkstoffen wie THC, CBD und Terpenen und ermöglichen eine kontrollierte, individuell anpassbare Therapie.
- Die Wirkung hängt von Zusammensetzung und individueller Reaktion ab. Ob schmerzlindernd, beruhigend oder appetitanregend – entscheidend ist das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe. Der sogenannte Entourage-Effekt könnte dabei eine Rolle spielen, ist wissenschaftlich aber noch nicht abschließend belegt.
- Es gibt verschiedene Extraktarten – von Vollspektrum bis THC-Destillat. Vollspektrum-Extrakte enthalten ein breites Profil an Pflanzenstoffen, während isolierte Cannabinoid-Extrakte gezielt einzelne Wirkstoffe nutzen. THC-Destillate zeichnen sich durch höchste Reinheit aus.
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden 2024 reformiert. Seit dem Inkrafttreten des Medizinal-Cannabisgesetzes wird medizinisches Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft. Ärzt:innen können Extrakte auf einem regulären Rezept verordnen.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Cannabis-Extrakte?
- Was für Cannabis-Extrakte gibt es?
- Wie wirkt ein Cannabisextrakt?
- Wie Cannabisextrakte hergestellt werden: Verfahren der Extraktion
- Anwendung und Dosierung der Extrakte
- So ist die Verschreibung von Cannabisextrakten in Deutschland geregelt
- Die Wirkung cannabisbasierter Extrakte
- Nebenwirkungen der Cannabisextrakte
- FAQ
- Quellen
Was sind Cannabis-Extrakte?
Cannabis-Extrakte sind hochkonzentrierte Auszüge aus der Cannabispflanze, die die medizinisch wirksamen Bestandteile in gereinigter, standardisierter Form enthalten. Im Unterschied zu getrockneten Cannabisblüten handelt es sich bei Extrakten um verarbeitete Produkte, bei denen die gewünschten Inhaltsstoffe – etwa Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) sowie weitere Cannabinoide, Terpene und Flavonoide – gezielt isoliert und in definierter Dosierung aufbereitet werden.
Die Herstellung erfolgt mithilfe spezieller Extraktionsverfahren, etwa der CO₂- oder Ethanol-Extraktion. Dabei werden die Wirkstoffe unter hohem Druck oder durch Lösungsmittel aus dem Pflanzenmaterial gelöst, gereinigt und in einer geeigneten Trägersubstanz – meist einem Öl – gelöst.
Das Ergebnis: ein medizinisch einsetzbares Extrakt, das eine präzise Dosierung erlaubt und für unterschiedliche Anwendungsformen – etwa als Tropfen, Kapseln oder Inhalationslösung – zur Verfügung steht.
Cannabis-Extrakte gelten in der medizinischen Therapie als besonders verlässlich, da sie im Gegensatz zu Blütenprodukten standardisiert, also in stets gleicher Konzentration erhältlich sind. Das könnte sie für Patient:innen mit chronischen Beschwerden, bei denen es auf eine exakte Steuerung der Wirkstoffzufuhr ankommt, besonders interessant machen.
Während medizinische Cannabisextrakte meist als ölige Lösungen auf der Basis natürlicher Cannabinoide angeboten werden, existieren inzwischen auch Inhalationspräparate auf Extraktbasis.
Was für Cannabis-Extrakte gibt es?
Cannabisextrakte sind nicht gleich Cannabisextrakte – je nach Herstellungsverfahren, Wirkstoffgehalt und Pflanzenanteilen unterscheiden sich die Produkte teils erheblich. Medizinalextrakte lassen sich grob in vier Hauptkategorien unterteilen:
1. Vollspektrum-Extrakte
Die Herstellung eines Cannabis-Vollextrakts erfolgt in der Regel über schonende Extraktionsverfahren, die darauf ausgelegt sind, ein möglichst breites Spektrum an Inhaltsstoffen zu bewahren. Dabei bleibt das Zusammenspiel verschiedener Pflanzenbestandteile weitgehend intakt – einschließlich jener Stoffe, die in geringen Konzentrationen vorkommen, aber möglicherweise eine funktionelle Rolle spielen. Das Resultat ist ein Extrakt, das der chemischen Signatur der ursprünglichen Pflanze sehr nahekommt.
2. Isolierte Cannabinoid-Extrakte
Hierbei handelt es sich um Präparate, die einen einzelnen Wirkstoff in hochreiner Form enthalten – meist THC (als Dronabinol) oder CBD. Ein THC-Extrakt oder ein CBD-Extrakt könnte sich besonders dann eignen, wenn eine präzise, standardisierte Dosierung erforderlich ist oder wenn Patient:innen auf bestimmte Inhaltsstoffe empfindlich reagieren.
3. THC-Destillate
THC-Destillate sind hochreine Cannabisextrakte, bei denen das psychoaktive Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) im Mittelpunkt steht – in einer Konzentration von meist 90 bis 99 Prozent. Im Unterschied zu klassischen Vollspektrum-Präparaten werden bei der Destillation fast alle pflanzlichen Begleitstoffe entfernt: Wachse, Lipide und Terpene bleiben außen vor – es sei denn, letztere werden gezielt wieder zugesetzt. Denn bei der Destillation lassen sich Terpene technisch auffangen und dem gereinigten Wirkstoff später erneut beimischen. So kann ein spezifisches Terpenprofil rekonstruiert werden, etwa um die Wirkung zu modulieren oder gezielt ein therapeutisch gewünschtes Aroma zu erzeugen. Das Ergebnis ist eine geruchs- und geschmacksneutrale Substanz von besonders hoher Reinheit und Standardisierung.
Unser Tipp: Mehr zum Thema erfährst du in unserem Artikel "THC-Destillat: Präzise Therapie aus der Cannabispflanze?".
4. Standardisierte Mischextrakte (z. B. THC:CBD 10:10)
Diese Produkte enthalten definierte Kombinationen aus THC und CBD in festen Konzentrationen, etwa 10 mg THC und 10 mg CBD pro ml. Sie sind besonders für die ärztliche Praxis interessant, da sie dosiergenaue Therapien bieten.
Wie wirkt ein Cannabisextrakt?
Cannabisextrakte können wirken, indem sie in das sogenannte Endocannabinoid-System eingreifen – ein körpereigenes Netzwerk aus Rezeptoren und Botenstoffen, das wichtige Funktionen wie Schmerzempfinden, Appetit, Schlaf, Stimmung und Immunsystem mitsteuert. Die Hauptwirkstoffe aus der Cannabispflanze – THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) – docken an diese Rezeptoren an und könnten so verschiedene Prozesse im Körper beeinflussen.
Wie genau sie wirken, hängt von der Kombination und Dosierung der Inhaltsstoffe ab – und natürlich auch von der individuellen Reaktion der Patientin oder des Patienten.
CBD und THC
Die bekanntesten Cannabinoide wirken unterschiedlich – und doch ergänzen sie sich auf bemerkenswerte Weise. THC, der psychoaktive Hauptwirkstoff, könnte schmerzlindernde, appetitanregende und muskelrelaxierende Effekte haben.[3]
CBD hingegen ist nicht berauschend und gilt als modulierender Gegenspieler des THC. Es könnte entzündungshemmend und angstlösend wirken.[4,5]
Cannabinoide und Terpene
Neben THC und CBD enthält die Hanfpflanze über 100 weitere Cannabinoide – darunter CBG, CBN oder THCV – deren medizinisches Potenzial zunehmend erforscht wird. Ebenso bedeutsam sind die Terpene, die lange als bloße Aromaträger galten, inzwischen aber als pharmakologisch aktive Substanzen gelten.[6] Limonen, Myrcen, Beta-Caryophyllen – sie könnten stimmungsaufhellend, sedierend und entzündungshemmend wirken.[7,8,9]
Und was hat das alles mit dem Entourage-Effekt zu tun?
Der Begriff Entourage-Effekt beschreibt ein faszinierendes – bislang jedoch nicht abschließend erforschtes – Phänomen: Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe der Hanfpflanze scheint anders, oft stärker oder vielseitiger, zu wirken als isolierte Einzelsubstanzen. Vereinfacht gesagt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. THC allein entfaltet eine andere Wirkung als THC im Zusammenspiel mit CBD, Terpenen und weiteren Cannabinoiden. Dieses Zusammenspiel könnte – so die Annahme vieler Forscher:innen – die therapeutische Wirkung verbessern, Nebenwirkungen abschwächen und das Anwendungsspektrum erweitern.[10]
Vor allem bei Vollspektrum-Extrakten spielt der Entourage-Effekt eine zentrale Rolle – zumindest theoretisch. Sie setzen nicht auf einen isolierten Wirkstoff, sondern auf das komplexe Zusammenspiel natürlicher Pflanzenstoffe, das pharmakologisch präzise extrahiert und therapeutisch genutzt wird. Doch so plausibel der Effekt klingt – wissenschaftlich belegt ist er bislang nur in Ansätzen. Die Forschung dazu steckt noch in den Anfängen, und viele Fragen sind offen.[11]
Wie Cannabisextrakte hergestellt werden: Verfahren der Extraktion
Um die Wirkstoffe aus Blüten und Blättern der Hanfpflanze zu gewinnen, bedarf es eines Verfahrens, das sowohl effizient als auch schonend ist. In der Praxis haben sich zwei Verfahren etabliert: die CO₂-Extraktion und die Ethanol-Extraktion. Beide Methoden sollen hier näher erläutert werden.
Die CO2-Extraktion
Bei dieser Methode wird Kohlenstoffdioxid, das normalerweise gasförmig vorliegt, durch Erhöhung von Druck und Temperatur in einen überkritischen Zustand versetzt. In dieser Form wird es durch das Pflanzenmaterial geleitet – eine physikalisch raffinierte Lösung, mit der sich Cannabinoide und Terpene effizient herauslösen lassen.
Im Anschluss wird der Druck abgesenkt. Das CO₂ kehrt in den gasförmigen Zustand zurück und gibt die extrahierten Substanzen als sogenanntes Rohöl frei. Es folgt die Decarboxylierung – ein thermischer Prozess, bei dem inaktive Carbonsäuren wie THCA oder CBDA in ihre bioaktiven Formen THC und CBD überführt werden. Erst in dieser Form können sie ihre Wirkung im menschlichen Körper entfalten.
Daraufhin erfolgt eine Reinigung, die sogenannte Winterisierung: Der Extrakt wird in Ethanol gelöst und eingefroren. Auf diese Weise lassen sich unerwünschte Pflanzenbestandteile abtrennen. Die Qualität des Endprodukts hängt in hohem Maße von diesem Schritt ab.
Die Ethanol-Extraktion
Auch bei der Extraktion mit Ethanol steht die Gewinnung eines möglichst reinen Extrakts im Vordergrund. Die Pflanzenteile werden für mehrere Tage in Ethanol eingelegt, wodurch sich die Wirkstoffe im Alkohol lösen. Nach dem Filtern der Lösung wird sie erhitzt, das Ethanol verdampft – zurück bleibt ein hochkonzentriertes Extrakt.
Zur weiteren Reinigung kommt ein Aktivkohlefiltrationsverfahren zum Einsatz, mit dem verbliebene Pflanzenrückstände entfernt werden.
Anwendung und Dosierung der Extrakte
Cannabisextrakte werden primär zur oralen Einnahme verschrieben – meist als ölige Tropfen, die mithilfe einer Pipette unter die Zunge gegeben werden. Diese sublinguale Applikation ermöglicht eine schnelle Aufnahme der Wirkstoffe über die Mundschleimhaut. Auch Extrakte zur Inhalation sind medizinisch zugelassen.
Die Cannabistherapie beginnt in der Regel mit einer niedrigen Dosierung – etwa 2,5 bis 5 mg THC pro Tag. [1] Eine monatliche Verschreibungshöchstmenge gibt es seit der Teillegalisierung 2024 nicht mehr.
So ist die Verschreibung von Cannabisextrakten in Deutschland geregelt
Seit dem 1. April 2024 ist die Verschreibung von medizinischem Cannabis in Deutschland durch das Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) und des Medizinal-Cannabisgesetzes (MedCanG) neu geregelt. Diese Reform hat die bisherigen betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften abgelöst und den Zugang zu Cannabisarzneimitteln für Patient:innen sowie die Verschreibungspraxis für Ärzt:innen vereinfacht.
Medizinisches Cannabis – einschließlich getrockneter Blüten, Extrakte und Dronabinol – wird nun nicht mehr auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) verordnet, sondern auf einem regulären Rezept.
Grundsätzlich sind alle approbierten Ärzt:innen in Deutschland berechtigt, Cannabisarzneimittel zu verschreiben. Zahnärzt:innen und Tierärzt:innen sind hiervon ausgenommen
Indikation und Kostenübernahme
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft:
- Schwerwiegende Erkrankung: Die Patientin oder der Patient leidet an einer ernsthaften Erkrankung.
- Aussicht auf Besserung: Es besteht eine begründete Aussicht, dass sich durch die Anwendung von Cannabisarzneimitteln Krankheitsverlauf oder -symptome positiv beeinflussen lassen.
- Fehlende Therapiealternativen: Andere allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Therapien stehen nicht zur Verfügung oder würden zu nicht zumutbaren Nebenwirkungen führen.
Für gesetzlich Versicherte ist die Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich, jedoch muss hierfür in der Regel vor der ersten Verordnung ein Antrag auf Genehmigung gestellt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich Cannabis auf einem Privatrezept verschreiben zu lassen und so Cannabis-Patient:in zu werden.
Cannabisarzneimittel wie Cannabisextrakte dürfen ausschließlich in Apotheken abgegeben werden. Der Erwerb ist nur gegen Vorlage einer gültigen ärztlichen Verschreibung möglich.
Die Wirkung cannabisbasierter Extrakte
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlichte 2022 den Abschlussbericht seiner Begleiterhebung zu medizinischem Cannabis. [2] Dieser beruht auf Tausenden Verordnungsdaten aus der ärztlichen Praxis.
Die Ergebnisse zeigen: Die Zahl der Verordnungen von Cannabisextrakten ist signifikant gestiegen. Während zwischen April 2017 und März 2018 lediglich sieben Patient:innen entsprechende Präparate erhielten, waren es im Zeitraum von April 2021 bis März 2022 bereits 1.610.
Die Indikationen, bei denen Cannabisextrakte zum Einsatz kamen, verteilten sich wie folgt:
- Schmerzen (88,8 %)
- Neubildungen/Tumore (8,1 %)
- Spastiken (3,8 %)
- Multiple Sklerose (3,2 %)
- Migräne (2,9 %)
- Depressionen (2,8 %)
- Anorexie (1,8 %)
Der therapeutische Erfolg war in der Mehrzahl der Fälle spürbar: Bei 31,5 % der Patient:innen trat eine deutliche Besserung ein, bei weiteren 41,8 % eine moderate Verbesserung. In 24,4 % der Fälle blieb der Gesundheitszustand stabil. Lediglich bei 1,6 % der Patient:innen verschlechterte sich die Situation moderat, bei 0,6 % deutlich.
Nebenwirkungen der Cannabisextrakte
Auch zu unerwünschten Wirkungen liefert der BfArM-Bericht Daten. [2] Die häufigsten Nebenwirkungen waren:
- Müdigkeit (16,1 %)
- Schwindel (10,7 %)
- Schläfrigkeit (6,7 %)
- Aufmerksamkeitsstörungen (4,8 %)
- Übelkeit und Mundtrockenheit (jeweils 4,7 %)
Weitere Nebenwirkungen wurden zwar dokumentiert, traten jedoch deutlich seltener auf. Angaben zur Schwere der Beschwerden fehlen. Da die Therapie jedoch nur in wenigen Fällen abgebrochen wurde, ist anzunehmen, dass sie überwiegend milder Natur waren.
Insgesamt beendeten 30,7 % der Patient:innen die Behandlung mit Cannabisextrakten. 128 von 415 dokumentierten Abbrüchen wurden auf Nebenwirkungen zurückgeführt.
FAQ
Was ist ein Cannabisextrakt?
Als Cannabisextrakt bezeichnet man das Ergebnis der Extraktion von Cannabinoiden wie CBD und THC sowie Terpenen und Flavonoiden aus der Hanfpflanze. Unter medizinischen Extrakten versteht man zumeist ölige Lösungen auf Basis natürlicher Cannabinoide. Allerdings gibt es mittlerweile auch medizinische Cannabisextrakte zur Inhalation.
Was ist der Unterschied zwischen einem Cannabisextrakt und einem Cannabiskonzentrat?
Cannabisextrakte sind medizinisch zugelassene Präparate, die in Apotheken aus der Hanfpflanze hergestellt werden – standardisiert, kontrolliert und verschreibungspflichtig. Sie enthalten definierte Mengen an THC, CBD und weiteren Wirkstoffen und werden meist oral oder inhalativ eingenommen. Cannabiskonzentrate hingegen sind ein Sammelbegriff für hochpotente Produkte wie Haschöl, Shatter oder Rosin, die vor allem im Freizeitbereich verwendet werden.
Wie werden Cannabisextrakte eingenommen?
Medizinische Cannabisextrakte werden vorwiegend zur oralen Einnahme verschrieben. Meist handelt es sich dabei um eine ölige Lösung, die in Tropfenform verabreicht wird. Diese Tropfen können direkt unter die Zunge gegeben oder zusammen mit fetthaltigen Lebensmitteln aufgenommen werden. Alternativ gibt es auch medizinische Cannabisextrakte, die inhaliert werden. Dies erfolgt mit Hilfe eines Vaporisators.
Wer kann Cannabisextrakte verschreiben?
Alle in Deutschland niedergelassenen Ärzt:innen dürfen Cannabisextrakte verschreiben. Ausgenommen sind Zahn- und Tierärzt:innen.
Was sind THC-Extrakte und sind sie in Deutschland legal?
THC-Extrakte sind hochkonzentrierte Zubereitungen aus der Hanfpflanze, bei denen das psychoaktive Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) in reiner oder nahezu reiner Form isoliert und medizinisch nutzbar gemacht wird. Im Unterschied zu Blüten oder klassischen Vollspektrum-Extrakten enthalten THC-Extrakte nur geringe Mengen anderer Cannabinoide und kaum Terpene – sie sind auf die maximale Wirkkonzentration des einen Hauptwirkstoffs ausgelegt. Solche Extrakte liegen meist als ölige Lösungen oder Destillate vor, deren THC-Gehalt oft bei über 90 Prozent liegt. Ihre Anwendung erfolgt streng kontrolliert, in der Regel oral, teils auch sublingual oder in Kapselform – in seltenen Fällen auch inhalativ, wenn entsprechende Rezepturgrundlagen vorliegen. THC-Extrakte sind in Deutschland legal, aber ausschließlich im medizinischen Kontext.
Quellen
[1] Abgabe von Cannabisextrakten (Deutsches Apotheken Portal, 2021)
[2] Abschlussbericht der Begleiterhebung nach § 31 Absatz 6 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch zur Verschreibung und Anwendung von Cannabisarzneimitteln (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2022)
[3] National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. (2017). The health effects of cannabis and cannabinoids: The current state of evidence and recommendations for research (Kap. 4: Therapeutic effects of cannabis and cannabinoids). Washington, DC: National Academies Press.
[4] Atalay, S., Jarocka-Karpowicz, I., & Skrzydlewska, E. (2019). Antioxidative and anti-inflammatory properties of cannabidiol. Antioxidants, 9(1), 21.
[5] Blessing, E. M., Steenkamp, M. M., Manzanares, J., & Marmar, C. R. (2015). Cannabidiol as a potential treatment for anxiety disorders. Neurotherapeutics, 12(4), 825–836.
[6] LaVigne, J. E., Hecksel, R., Keresztes, A., & Streicher, J. M. (2021). Cannabis sativa terpenes are cannabimimetic and selectively enhance cannabinoid activity. Scientific Reports, 11, Article 8232.
[7] Komori, T et al. “Effects of citrus fragrance on immune function and depressive states.” Neuroimmunomodulation vol. 2,3 (1995): 174-80.
[8] Do Vale, T. Gurgel, et al. "Central effects of citral, myrcene and limonene, constituents of essential oil chemotypes from Lippia alba (Mill.) NE Brown." Phytomedicine 9.8 (2002): 709-714.
[9] Basile, Aulus Conrado, et al. "Anti-inflammatory activity of oleoresin from Brazilian Copaifera." Journal of Ethnopharmacology 22.1 (1988): 101-109.
[10] Ferber, S. G., Namdar, D., Hen-Shoval, D., Eger, G., Koltai, H., Shoval, G., Shbiro, L., & Weller, A. (2020). The "entourage effect": Terpenes coupled with cannabinoids for the treatment of mood disorders and anxiety disorders. Current Neuropharmacology, 18(2), 87–96.
[11] Christensen, C., Rose, M., Cornett, C., & Allesø, M. (2023). Decoding the postulated entourage effect of medicinal cannabis: What it is and what it isn't. Biomedicines, 11(8), 2323.