Hanfparade – mehr als Schall und Rauch

Auch in diesem Jahr soll die Hanfparade in Berlin stattfinden und durch ihre Vorträge, musikalischen Beiträge und zahlreichen Besucher:innen ein Statement für die Legalisierung von Cannabis sein. Es geht darum, jetzt in der aktuellen Sommerpause noch einmal ordentlich “Krach” zu machen, um ein klares Signal zu setzen, dass die aktuell vorliegenden Gesetzesentwürfe für den Großteil nicht befriedigend sind.

Auch avaay beteiligt sich an der Hanfparade durch das Sponsoring des “Forum für Hanfmedizin”. Als Unternehmen im medizinischen Cannabisbereich steht avaay den Veranstalter:innen der Parade und allen Patient:innen hilfreich zur Seite. 

Die Hanfparade findet am 12. August statt und beginnt um 12 Uhr am Alexanderplatz in Berlin mit einer Auftaktveranstaltung. Um 15 Uhr startet der Umzug und es geht “Unter den Linden” hindurch, quer durchs Regierungsviertel und am Hauptbahnhof vorbei zum Gesundheitsministerium und dem Sitz des Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Anschließend geht es wieder zurück zum Alexanderplatz, wo ab 18 Uhr die Abschlusskundgebung und das Bühnenprogramm stattfinden werden. Das offizielle Ende der Hanfparade ist um 22 Uhr, was aber nicht bedeutet, dass man nicht länger vor Ort verweilen darf. 

Ganz unter dem Motto “Hanf ist prima für Frieden und Klima” finden sich am Alexanderplatz wieder eine Menge an Informationsständen sowie das Nutzhanf-Areal. Und auch dieses Jahr wird es einen Patienten-Bereich geben, in dem Patient:innen in Ruhe ihre Medizin einnehmen können. Auch wenn das Dampfen und Rauchen von Medizinal-Cannabis für Patient:innen in der Öffentlichkeit geduldet wird, bietet dieser Safe-Space einen Rückzugsort für den medizinischen Konsum.

Wie alles begann…

“Aus dunklen Hinterzimmern, raus in die Öffentlichkeit. Die Berliner Luft voll von süßem Rauch, mehr als 10.000 bekennende Kiffer auf Hauptstadt-Straßen. Sie fordern die Legalisierung der verbotenen Pflanze als Rohstoff, Medizin, aber auch als Droge.” So beschrieb der ZDF die Hanfparade 1999. Doch die erste Hanfparade fand bereits zwei Jahre zuvor statt. 1997 gründeten die Initiatoren der Hanfparade im Februar den Verein “Bündnis Hanfparade” mit dem Ziel, die Legalisierung von Hanf in jeglicher Form, sei es Genussmittel, Rohstoff für Textil und Bau oder als Medizin. 

Und nur knapp sechs Monate später fand sie auch schon statt: die allererste Hanfparade. Mit einer großen Demonstration und tausenden Mitstreiter:innen wurde direkt vor dem Brandenburger Tor für die Legalisierung der stigmatisierten Pflanze gekämpft. Doch entgegen einer typischen Demonstration, war die Hanfparade ein farbenfrohes, lebhaftes Event, das man sich auch für heute noch wünschen würde: Auf dem “Markt der Möglichkeiten” boten Händler:innen verschiedenste Hanfprodukte an, Informationsstände klärten die Besucher:innen rund um das Thema Hanf in all seinen Facetten auf und mit zwei Bühnen war für eine gute Beschallung gesorgt – sowohl für Musik als auch für Vorträge.
Dieses breitgefächerte Angebot erhielt einen enormen Zuspruch der Teilnehmer:innen, jedoch nicht von der Berliner Regierung. Der damalige Bürgermeister sprach ein Verbot von kommerziellen Veranstaltungen vor dem Brandenburger Tor aus, was in diesem Fall auch die Abschlusskundgebung der Hanfparade betraf, da auf dem “Markt der Möglichkeiten” Handel betrieben wurde. Allerdings gelang es den Initiatoren, dieses Verbot durch einen höchstrichterlichen Beschluss zu kippen. Und somit konnte auch im Jahr 1998 eine ausgefallene Hanfparade gefeiert werden.

Und warum sollte ich zur Hanfparade?

“Die Hanfparade ist das bundesweit größte und entspannteste Zusammentreffen von Enthusiast:innen und Befürworter:innen einer Cannabis-Legalisierung”, sagt Martin Steldinger, einer der Veranstalter. Er führt fort: “Was die Hanfparade so besonders macht, ist, dass wir authentisch sind und durch all die Organisationen und Partner vor Ort die beste Möglichkeit zur Informationssuche bieten.” Egal ob man sich dem ausgelassenen und heiteren Umzug anschließt, in Ruhe die Informationsstände nach der Endkundgebung abklappert oder dem nahe gelegenen Hanfmuseum einen Besuch abstattet – mehr Authentizität in einem gechillten Umfeld wird man so schnell nicht finden.”

Allerdings ist der Zulauf von Teilnehmer:innen mit den Jahren leider immer weiter zurückgegangen. Gab es in den 90ern noch einen Zulauf von bis zu zehntausend Mitstreiter:innen, so waren es in den vergangenen Jahren oft weniger als ein Fünftel. Seit der ersten Hanfparade sind nun schon einige Jahre vergangen und Cannabis ist nach wie vor noch eine illegale Substanz in Deutschland, deren Anbau ebenfalls verboten ist. Das Ziel einer vollständigen Legalisierung und der Normalisierung von Cannabis ist also noch immer nicht erreicht. Allerdings darf man die wichtigen Zwischenschritte, wie beispielsweise das Gesetz zur Verordnung von medizinischem Cannabis, nicht außer Acht lassen. Auch die allgemeine Wahrnehmung von Cannabis hat sich im Laufe der Zeit schon deutlich gedreht und auch von Seiten der Politik ist eine gewisse Aufbruchstimmung bemerkbar – Stichwort: Eigenanbau, Cannabis-Clubs und Reklassifizierung des Eintrags im BtmG (Betäubungsmittelgesetz). 

Einige alte Hasen in der Community mögen mit der Zeit die Ausdauer bereits verloren haben und junge Enthusiast:innen sind vielleicht der Meinung, sich jetzt auch nicht mehr engagieren zu müssen – läuft doch schon alles, oder? Falsch! Denn es sind die kommenden Jahre, die für die Cannabis-Gemeinschaft interessant werden könnten. Deutschland steht an einem Punkt, an dem eine Legalisierung zum Greifen nahe ist oder vielleicht sogar schon zu Papier gebracht wird. Daher ist es umso wichtiger, in diesen Zeiten aktiv zu werden und sich zu präsentieren – denn eine Community, die kurz vorm Erreichen ihrer Ziele zu motivationslos ist, sich zu versammeln, den eigenen Forderungen Gehör zu verschaffen und ihre Passion zu zelebrieren, wirkt nicht gerade ausdrucksstark – meinst du nicht auch?

Autor