avaay Medical
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Dezember 10
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5 min

Medizinisches Cannabis vaporisieren

Wenn es um die Anwendung von medizinischem Cannabis geht, taucht schnell die Frage auf: Ist Verdampfen oder Rauchen besser? Aus therapeutischer Sicht spricht vieles dafür, Cannabis – insbesondere Cannabisblüten, aber auch bestimmte Cannabisextrakte – zu vaporisieren. Beim Verdampfen werden die Wirkstoffe erhitzt, ohne sie zu verbrennen. Das kann schonender für die Atemwege sein und eine besser steuerbare Dosierung ermöglichen.


  • Schonendere Inhalation: Für Cannabis-Patient:innen kann das Vaporisieren eine medizinisch sinnvollere und potenziell schonendere Alternative zum Rauchen sein.
  • Effizientere Wirkstoffaufnahme: Die Wirkstoffe können beim Verdampfen effizienter freigesetzt werden, wodurch möglicherweise weniger Cannabis benötigt wird.
  • Alternative Darreichungsformen: Orale Cannabisprodukte könnten für einige Patient:innen eine mögliche Option sein, wenn das Verdampfen nicht geeignet ist oder eine länger anhaltende Wirkung gewünscht wird.

Warum Vaporisieren statt Rauchen von Cannabis?

Viele kennen Cannabis vor allem aus dem Freizeitkonsum. Sprich: vom "Kiffen". Cannabisblüten oder Haschisch werden mit Tabak gemischt und als "Joint" geraucht. Für die medizinische Anwendung ist das allerdings unvorteilhaft.

Denn beim Verbrennen entstehen Schadstoffe, die die Atemwege reizen und langfristig die Lunge belasten können. Auch die Dosierung ist schwerer kontrollierbar, weil Temperatur und Verbrennungsprozesse stark schwanken.

Deshalb empfehlen Ärzt:innen in der Regel:

  • Cannabis-Extrakte oder Dronabinol als Tropfen oder Spray
  • und – wenn Blüten medizinisch sinnvoll sind – die Inhalation über einen Vaporizer speziell für Cannabisblüten (anstatt sie zu rauchen)

So lassen sich die gewünschten Wirkstoffe einatmen, ohne die gesundheitlichen Nachteile des Rauchens in Kauf zu nehmen.[1]

Wichtig zu wissen ist aber: Das Vaporisieren von Cannabis ist laut Studien zwar deutlich weniger belastend für die Atemwege als Rauchen, es bleibt aber eine Belastung.[1]

Vergleichsgrafik „Rauchen vs. Vaporisieren von Cannabis“. Links wird das Rauchen dargestellt: eine durchgestrichene Zigarette mit dem Hinweis „Erzeugt Schadstoffe und belastet Atemwege. Erschwert die Dosierung“. Rechts steht das Vaporisieren: ein Verdampfer-Symbol mit dem Hinweis „Erzeugt weniger Schadstoffe und belastet Atemwege weniger. Effizienter – weniger Cannabis kann benötigt werden“. In der Mitte befindet sich ein Kreis mit dem Schriftzug „VS“.

Wie funktioniert ein Cannabis-Vaporizer?

Das Verdampfen ist in der Medizin nichts Neues: Inhalative Therapien werden seit Jahrzehnten genutzt, etwa bei Atemwegserkrankungen oder in der Schmerztherapie. Entscheidend ist die richtige Temperatur, bei der der Wirkstoff vom festen oder flüssigen Zustand in Dampf übergeht.

Einfach erklärt: Bei Cannabis funktioniert ein Vaporizer so:

  1. Die zerkleinerten Cannabisblüten – oder bei speziellen Geräten passende Cannabisextrakte – kommen in die Heizkammer.
  2. Der Cannabis-Vaporizer (also ein Cannabis-Verdampfer) erhitzt sie auf eine kontrollierte Temperatur, meist zwischen 160 und 210 °C.
  3. Die Cannabinoide und Terpene werden als Dampf freigesetzt und können direkt eingeatmet werden.

Verschiedene Gerätetypen

Tisch-Vaporizer (stationär): Stationäre Vaporizer für Blüten oder Extrakte sind für den Gebrauch zu Hause konzipiert und bieten potenziell viel Leistung sowie eine präzise Temperatursteuerung. Sie benötigen in der Regel eine Steckdose und sind durch ihre Größe und Bauweise häufig eher unhandlich, sodass sie nicht für den mobilen Einsatz gedacht sind. Je nach Modell wird der Dampf in einen Ballon geleitet, über einen Schlauch inhaliert oder durch eine integrierte Wasserfiltration geführt.

Mobile Vaporizer (tragbar): Handliche Geräte mit Mundstück für den Alltag oder unterwegs. Dank ihrer leichten, akkubetriebenen und platzsparenden Bauweise können sie einfach transportiert und nahezu überall diskret verstaut werden.

Vaporizer für Extrakte: Einige Modelle sind dafür ausgelegt, Cannabis-Extrakte, Öle oder Konzentrate zu verdampfen. Eine Option für Patient:innen, deren Therapie nicht auf Blüten basiert oder die eine geruchsärmere Anwendung bevorzugen.

Verdampfung von Cannabis: Warum das Vorteile hat

Hier ein paar Vorteile des Cannabis-Verdampfens – abgesehen davon, dass es weniger belastend für die Atemwege sein kann:

Vaporisieren ist effizienter und kann Cannabis sparen

Beim Rauchen entsteht eine sehr hohe Hitze: 500–600 Grad Celsius. Ein großer Teil der empfindlichen Cannabinoide wird dabei schlicht zerstört. Weitere Wirkstoffe verschwinden ungenutzt im Nebenstrom-Rauch. Am Ende kommt nur ein kleiner Bruchteil dessen im Körper an, was ursprünglich in der Blüte steckte.

Beim Vaporisieren läuft das völlig anders: Es werden nur so viel Grad erzeugt, wie nötig ist, um Cannabinoide und Terpene zu lösen.

Das Ergebnis: Du brauchst weniger Cannabisblüten, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das schont nicht nur die Lunge, sondern auch den Geldbeutel.[2]

Mehr Wirkstoff im Dampf: Was Studien zeigen

Für die medizinische Anwendung ist entscheidend, wie zuverlässig die Wirkstoffe aufgenommen werden. Das hat ein Forschungsteam der Johns Hopkins University School of Medicine untersucht:
Teilnehmende vaporisierten eine bestimmte Menge Cannabis – oder rauchten dieselbe Menge im Joint.

Das Ergebnis war eindeutig:

  • Der Vaporizer sorgte für höhere THC-Spitzenwerte im Blut,
  • die Cannabis-Wirkung wurde als intensiver und klarer beschrieben
  • und die Aufnahme war insgesamt effizienter als beim Rauchen.

Für Patient:innen bedeutet das: Mit einem Vaporizer könnte die gewünschte Wirkung gezielter erreicht werden, bei geringeren Belastungen für den Körper.[2]

Patienten und ihre Erfahrungen mit Cannabis-Vaporizern

Viele Menschen, die Cannabis aus medizinischen Gründen nutzen, greifen inzwischen bewusst zum Vaporizer anstatt zum Joint. Eine US-Studie zeigt, dass dahinter vor allem praktische und gesundheitliche Überlegungen stehen. Besonders geschätzt wird, dass sich die Dosis beim “Vapen” sehr fein steuern lässt: Ein bis zwei Züge reichen manchen Patient:innen bereits, um akute Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit oder Verspannungen zu dämpfen.[3]

Auch die Handhabung spielt eine große Rolle. Tragbare Geräte sind unauffällig, erzeugen nur wenig Geruch und können problemlos unterwegs genutzt werden. Ein Vorteil, den viele im Alltag als entlastend beschreiben. Hinzu kommt, dass der Dampf von vielen Betroffenen als milder empfunden wird als Rauch; einige berichten sogar von weniger Husten oder gereizten Atemwegen, seit sie vom Rauchen auf das Verdampfen umgestiegen sind.[3]

Natürlich hat auch das Vapen Grenzen: Manche empfinden die Wirkung kleiner Vape Pens als weniger intensiv, andere finden bestimmte Geräte zu teuer oder technisch kompliziert. Insgesamt zeigt sich aber ein klares Bild: Für viele Patient:innen ist der Vaporizer eine schonendere, flexiblere und alltagstaugliche Methode, medizinisches Cannabis zu nutzen.[3]

Oder doch lieber orale Darreichungsformen?

Cannabis verdampfen ist nicht die einzige Möglichkeit der medizinischen Einnahme von Cannabis. Jede Inhalationsform hat gemeinsam, dass die Wirkung stark davon abhängt, wie tief und gleichmäßig jemand einatmet.

Viele fragen sich deshalb, ob man Cannabisblüten nicht auch einfach essen oder als Tee zubereiten kann. Beides ist zwar grundsätzlich möglich, medizinisch aber kaum empfehlenswert.

Cannabis-Tee ist aufwendig in der Zubereitung: Die Blüten müssen lange in kochendem Wasser ziehen, liefern aber trotzdem nur einen sehr kleinen Teil des enthaltenen THC. Edibles wie Cannabis-Kekse oder Brownies haben ein weiteres Problem: Die Dosis ist extrem schwer vorhersehbar. Selbst bei gleicher Menge können Wirkung und Dauer stark schwanken.

Deutlich kontrollierbarer sind standardisierte Cannabisprodukte für die orale Einnahme, zum Beispiel:

  • flüssige Cannabisextrakte
  • Dronabinol (Tropfen oder Kapseln)
  • zugelassene Fertigarzneimittel wie Mundsprays

Diese Präparate wurden in Studien untersucht, lassen sich exakt dosieren und sind im medizinischen Alltag leichter anzuwenden.

Der Unterschied zur Inhalation ist vor allem der Zeitverlauf der Wirkung:

  • Inhalation (Vaporizer): Wirkung nach ca. 1–2 Minuten spürbar
  • Orale Einnahme: Wirkung erst nach ca. 30–90 Minuten

Fazit: Vaporisieren als schonendere und präzisere Option

Für viele Patient:innen bietet das Verdampfen von medizinischem Cannabis einen klaren therapeutischen Vorteil: Die Wirkstoffe können gezielt und effizient aufgenommen werden, ohne die gesundheitlichen Belastungen des Rauchens in Kauf zu nehmen. Dennoch gilt: Welche Darreichungsform am besten passt, sollte immer gemeinsam mit Ärzt:innen entschieden werden.


FAQ

Ein THC-Verdampfer – also ein Vaporizer für Cannabis – ist ein Gerät, das Cannabisblüten oder geeignete Extrakte erhitzt, ohne sie zu verbrennen. Dabei entstehen Dämpfe mit THC und anderen Wirkstoffen, die eingeatmet werden können.
Jeder handelsübliche Cannabis-Vaporizer kann grundsätzlich alle medizinischen Cannabisblüten verdampfen – egal welche Sorte. Für Cannabis-Extrakte oder Konzentrate braucht man allerdings ein Modell, das ausdrücklich dafür geeignet ist.
Ein Vaporizer erhitzt Cannabis so, dass die Wirkstoffe verdampfen, ohne dass etwas verbrannt wird. Dadurch können Cannabinoide und Terpene gleichmäßiger und kontrollierter freigesetzt werden. Einige Patient:innen berichten, dass die Wirkung beim Vaporisieren schneller einsetzt und sich präziser dosieren lässt als beim Rauchen.[3]
Für die meisten medizinischen Anwendungen liegt eine geeignete Temperatur zwischen etwa 160 und 210 °C. In diesem Bereich können Cannabinoide und Terpene verdampfen, ohne dass das Pflanzenmaterial verbrennt. Welche Temperatur am besten passt, hängt allerdings von Gerät, Sorte und persönlicher Verträglichkeit ab.
Ja, das Verdampfen von Cannabis gilt als schonendere Alternative zum Rauchen, weil dabei keine Verbrennung stattfindet und deutlich weniger Schadstoffe entstehen. Die Wirkstoffe lassen sich besser dosieren, und viele Patient:innen empfinden den Dampf als milder für Hals und Atemwege. Wichtig ist aber: Auch das Vaporisieren ist nicht völlig frei von Risiko. Auch hier können die Atemwege belastet werden.[1,3]
Eine pauschale Antwort gibt es hier nicht. Beide Wege haben mögliche Vorteile und passen je nach Person, Beschwerden und Alltag unterschiedlich gut. Vaporisieren kann den Wirkstoff schneller freisetzen, weil die Cannabinoide über die Lunge aufgenommen werden. Die Wirkung setzt dadurch oft rascher ein. Gleichzeitig bleibt auch das Verdampfen eine Form der Inhalation, was die Atemwege belasten könnte. Cannabisextrakte zur oralen Einnahme können langsamer, dafür potenziell gleichmäßiger und länger wirken. Die Dosierung ist meist besser kontrollierbar, weil standardisierte Präparate genutzt werden. Für einige Patient:innen kann das im Alltag stabiler sein. Für andere Patient:innen könnte der Wirkungseintritt zu lange dauern. Welche Form besser geeignet ist, hängt also vom individuellen Beschwerdebild, der gewünschten Wirkgeschwindigkeit, der Verträglichkeit und der ärztlichen Empfehlung ab. Eine allgemeingültige „beste“ Methode gibt es nicht. Entscheidend ist, was medizinisch sinnvoll und für die einzelne Person gut handhabbar ist.
Ja, das ist möglich. Aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Ein Vaporizer kann von der Krankenkasse erstattet werden, wenn deine Cannabistherapie grundsätzlich genehmigt ist und die Kasse die Kostenübernahme bestätigt hat. Dann kommt auch die Finanzierung eines medizinischen Vaporizers infrage.

Tipp: Frag am besten direkt bei deiner Krankenkasse nach. Die Bedingungen und Abläufe unterscheiden sich je nach Anbieter, und eine individuelle Rückfrage bringt am schnellsten Klarheit.


Quellen

[1] Rojas, D.E., McCartney, M.M., Borras, E. et al. Impacts of vaping and marijuana use on airway health as determined by exhaled breath condensate (EBC). Respir Res 26, 63 (2025).

[2] Johns Hopkins Medicine. (2018, December 4).Vaping cannabis produces stronger effects than smoking cannabis for infrequent users.

[3] Aston ER, Scott B, Farris SG. A qualitative analysis of cannabis vaporization among medical users. Exp Clin Psychopharmacol. 2019 Aug;27(4):301-308. doi: 10.1037/pha0000279. Epub 2019 May 23. PMID: 31120278; PMCID: PMC6737940.

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