Wenn es um die Anwendung von medizinischem Cannabis geht, taucht schnell die Frage auf: Ist Verdampfen oder Rauchen besser? Aus therapeutischer Sicht spricht vieles dafür, Cannabis – insbesondere Cannabisblüten, aber auch bestimmte Cannabisextrakte – zu vaporisieren. Beim Verdampfen werden die Wirkstoffe erhitzt, ohne sie zu verbrennen. Das kann schonender für die Atemwege sein und eine besser steuerbare Dosierung ermöglichen.
Viele kennen Cannabis vor allem aus dem Freizeitkonsum. Sprich: vom "Kiffen". Cannabisblüten oder Haschisch werden mit Tabak gemischt und als "Joint" geraucht. Für die medizinische Anwendung ist das allerdings unvorteilhaft.
Denn beim Verbrennen entstehen Schadstoffe, die die Atemwege reizen und langfristig die Lunge belasten können. Auch die Dosierung ist schwerer kontrollierbar, weil Temperatur und Verbrennungsprozesse stark schwanken.
Deshalb empfehlen Ärzt:innen in der Regel:
So lassen sich die gewünschten Wirkstoffe einatmen, ohne die gesundheitlichen Nachteile des Rauchens in Kauf zu nehmen.[1]
Wichtig zu wissen ist aber: Das Vaporisieren von Cannabis ist laut Studien zwar deutlich weniger belastend für die Atemwege als Rauchen, es bleibt aber eine Belastung.[1]

Das Verdampfen ist in der Medizin nichts Neues: Inhalative Therapien werden seit Jahrzehnten genutzt, etwa bei Atemwegserkrankungen oder in der Schmerztherapie. Entscheidend ist die richtige Temperatur, bei der der Wirkstoff vom festen oder flüssigen Zustand in Dampf übergeht.
Tisch-Vaporizer (stationär): Stationäre Vaporizer für Blüten oder Extrakte sind für den Gebrauch zu Hause konzipiert und bieten potenziell viel Leistung sowie eine präzise Temperatursteuerung. Sie benötigen in der Regel eine Steckdose und sind durch ihre Größe und Bauweise häufig eher unhandlich, sodass sie nicht für den mobilen Einsatz gedacht sind. Je nach Modell wird der Dampf in einen Ballon geleitet, über einen Schlauch inhaliert oder durch eine integrierte Wasserfiltration geführt.
Mobile Vaporizer (tragbar): Handliche Geräte mit Mundstück für den Alltag oder unterwegs. Dank ihrer leichten, akkubetriebenen und platzsparenden Bauweise können sie einfach transportiert und nahezu überall diskret verstaut werden.
Vaporizer für Extrakte: Einige Modelle sind dafür ausgelegt, Cannabis-Extrakte, Öle oder Konzentrate zu verdampfen. Eine Option für Patient:innen, deren Therapie nicht auf Blüten basiert oder die eine geruchsärmere Anwendung bevorzugen.
Hier ein paar Vorteile des Cannabis-Verdampfens – abgesehen davon, dass es weniger belastend für die Atemwege sein kann:
Beim Rauchen entsteht eine sehr hohe Hitze: 500–600 Grad Celsius. Ein großer Teil der empfindlichen Cannabinoide wird dabei schlicht zerstört. Weitere Wirkstoffe verschwinden ungenutzt im Nebenstrom-Rauch. Am Ende kommt nur ein kleiner Bruchteil dessen im Körper an, was ursprünglich in der Blüte steckte.
Beim Vaporisieren läuft das völlig anders: Es werden nur so viel Grad erzeugt, wie nötig ist, um Cannabinoide und Terpene zu lösen.
Das Ergebnis: Du brauchst weniger Cannabisblüten, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das schont nicht nur die Lunge, sondern auch den Geldbeutel.[2]
Für die medizinische Anwendung ist entscheidend, wie zuverlässig die Wirkstoffe aufgenommen werden. Das hat ein Forschungsteam der Johns Hopkins University School of Medicine untersucht:
Teilnehmende vaporisierten eine bestimmte Menge Cannabis – oder rauchten dieselbe Menge im Joint.
Das Ergebnis war eindeutig:
Für Patient:innen bedeutet das: Mit einem Vaporizer könnte die gewünschte Wirkung gezielter erreicht werden, bei geringeren Belastungen für den Körper.[2]
Viele Menschen, die Cannabis aus medizinischen Gründen nutzen, greifen inzwischen bewusst zum Vaporizer anstatt zum Joint. Eine US-Studie zeigt, dass dahinter vor allem praktische und gesundheitliche Überlegungen stehen. Besonders geschätzt wird, dass sich die Dosis beim “Vapen” sehr fein steuern lässt: Ein bis zwei Züge reichen manchen Patient:innen bereits, um akute Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit oder Verspannungen zu dämpfen.[3]
Auch die Handhabung spielt eine große Rolle. Tragbare Geräte sind unauffällig, erzeugen nur wenig Geruch und können problemlos unterwegs genutzt werden. Ein Vorteil, den viele im Alltag als entlastend beschreiben. Hinzu kommt, dass der Dampf von vielen Betroffenen als milder empfunden wird als Rauch; einige berichten sogar von weniger Husten oder gereizten Atemwegen, seit sie vom Rauchen auf das Verdampfen umgestiegen sind.[3]
Natürlich hat auch das Vapen Grenzen: Manche empfinden die Wirkung kleiner Vape Pens als weniger intensiv, andere finden bestimmte Geräte zu teuer oder technisch kompliziert. Insgesamt zeigt sich aber ein klares Bild: Für viele Patient:innen ist der Vaporizer eine schonendere, flexiblere und alltagstaugliche Methode, medizinisches Cannabis zu nutzen.[3]
Cannabis verdampfen ist nicht die einzige Möglichkeit der medizinischen Einnahme von Cannabis. Jede Inhalationsform hat gemeinsam, dass die Wirkung stark davon abhängt, wie tief und gleichmäßig jemand einatmet.
Viele fragen sich deshalb, ob man Cannabisblüten nicht auch einfach essen oder als Tee zubereiten kann. Beides ist zwar grundsätzlich möglich, medizinisch aber kaum empfehlenswert.
Cannabis-Tee ist aufwendig in der Zubereitung: Die Blüten müssen lange in kochendem Wasser ziehen, liefern aber trotzdem nur einen sehr kleinen Teil des enthaltenen THC. Edibles wie Cannabis-Kekse oder Brownies haben ein weiteres Problem: Die Dosis ist extrem schwer vorhersehbar. Selbst bei gleicher Menge können Wirkung und Dauer stark schwanken.
Deutlich kontrollierbarer sind standardisierte Cannabisprodukte für die orale Einnahme, zum Beispiel:
Diese Präparate wurden in Studien untersucht, lassen sich exakt dosieren und sind im medizinischen Alltag leichter anzuwenden.
Der Unterschied zur Inhalation ist vor allem der Zeitverlauf der Wirkung:
Für viele Patient:innen bietet das Verdampfen von medizinischem Cannabis einen klaren therapeutischen Vorteil: Die Wirkstoffe können gezielt und effizient aufgenommen werden, ohne die gesundheitlichen Belastungen des Rauchens in Kauf zu nehmen. Dennoch gilt: Welche Darreichungsform am besten passt, sollte immer gemeinsam mit Ärzt:innen entschieden werden.
Tipp: Frag am besten direkt bei deiner Krankenkasse nach. Die Bedingungen und Abläufe unterscheiden sich je nach Anbieter, und eine individuelle Rückfrage bringt am schnellsten Klarheit.
[1] Rojas, D.E., McCartney, M.M., Borras, E. et al. Impacts of vaping and marijuana use on airway health as determined by exhaled breath condensate (EBC). Respir Res 26, 63 (2025).
[2] Johns Hopkins Medicine. (2018, December 4).Vaping cannabis produces stronger effects than smoking cannabis for infrequent users.
[3] Aston ER, Scott B, Farris SG. A qualitative analysis of cannabis vaporization among medical users. Exp Clin Psychopharmacol. 2019 Aug;27(4):301-308. doi: 10.1037/pha0000279. Epub 2019 May 23. PMID: 31120278; PMCID: PMC6737940.