Alles, was Ihr schon immer über Terpene wissen wolltet

Neben den unterschiedlichen Cannabinoid-Gehalten sind die einzelnen Cannabissorten auch durch ihr ganz eigenes Aroma identifizierbar. Manche erinnern an Käse, Vanilleeis, Benzin oder ein Blumenbouquet. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Terpene.
In unserem Booklet “Die Top 20-Terpene und ihre Effekte” haben wir alles Wissenswerte zum Thema zusammengestellt und erklären, in welchen Sorten man sie findet, wie sie wirken und warum es sie gibt.

 

Schon vor hunderten Jahren wurden aus vielen Pflanzen natürliche Terpene gewonnen, um damit natürliche und teilweise heilende Extrakte herzustellen. Terpene sind auch der Hauptbestandteil von ätherischen Ölen, die bekannterweise auch therapeutisch eingesetzt werden können. Ätherische Öle können sowohl über den Duft eine therapeutische Wirkung entfalten als auch über die Haut aufgenommen werden und somit eine wohltuende Wirkung haben. Sie werden auch als natürliches Konservierungsmittel eingesetzt, um zu verhindern, dass Bakterien sich in Lebensmitteln bilden und vermehren. 

Was sind denn überhaupt Terpene?
Der Begriff Terpen stammt vom lateinischen Wort „Turpentine“, einem flüssigen Extrakt aus Kiefern. Terpene sind die aromatischen Verbindungen, die den charakteristischen Duft aller Pflanzen wie Lavendel, Mango, Hopfen, Nelke, Tanne und auch Cannabis erzeugen. Der Duft der meisten Pflanzen entsteht durch die Kombination ihrer Terpene. 

Terpene sind natürliche chemische Verbindungen, die hauptsächlich in den Blüten von Pflanzen, aber auch in einigen Obstsorten und Insektenarten vorkommen. Sie bestimmen den Duft und Geschmack von Pflanzen und sind im Grunde genommen Duftmoleküle. Terpene sind die größte Unterkategorie der sogenannten “sekundären Pflanzenstoffe”. Die flüchtigen Mono- und Sesquiterpene, die die ätherischen Öle der Pflanzen bilden, sind die Verbindungen, die Cannabis seinen unverwechselbaren Geruch verleihen. Sie sind die häufigsten Arten flüchtiger organischer Verbindungen, die von der Pflanze zur Kommunikation mit ihrer Umgebung abgegeben werden. 

So setzen Pflanzen Terpene zur Kommunikation und zur Abwehr von Fressfeinden ein. Das Terpen Limonen setzt beispielsweise Monoterpene zur Insektenabwehr ein. Menschen haben der Natur diesen Trick abgeschaut, deshalb riecht das Insektenabwehrmittel “Autan® “ auch nach Zitrone. 

Präventive Maßnahme oder Stressreaktion?
Die Terpen-Produktion ist also manchmal eine präventive Maßnahme, um nicht gefressen zu werden und darüber eine Stressreaktion: Auch bei zu wenig Nährstoffen und Wasserverfügbarkeit bildet die Pflanze mehr Terpene als Stressreaktion – vielleicht, um in Dürreperioden besonders hungrige Fressfeinde abzuwehren oder weil die Pflanze nicht zwischen verschiedenen Stressoren unterscheiden kann. Andere Pflanzen bilden Terpene zum Anlocken von Insekten, damit ihre Pollen weitergetragen werden. Die Cannabispflanze ist allerdings ein Windbestäuber. 

Deshalb sind die Cannabisblüten auch grün und nicht bunt. Die Pflanze kann durch lichtsensitive Pigmente sogar erkennen, wann es Tag ist, sodass die Pflanze gezielt tagsüber Terpene in die Luft entlassen kann, um Insekten abzuwehren. Aber nicht nur gegen Fressfeinde sind Terpene gut, sondern auch gegen mikrobiellen Befall (Pilze, Bakterien) oberhalb der Erde, da sie antimikrobiell wirken. Unterhalb der Erde baut die Pflanze sogar Symbiosen mit ihnen auf. Die Pilze und Bakterien geben der Pflanze Nährstoffe aus der Erde, an die sie schwer herankommt. Im Gegenzug gibt die Pflanze ihnen Zucker aus ihren Wurzelsekreten. 

Wirkung auf den Organismus
Die Kombination aus etwa 120 Terpenen ist für das breite Spektrum an Aromen verantwortlich. Diese beeinflussen den sogenannten Entourage-Effekt, sowohl auf psychologischer als auch pharmakologischer Ebene. Wissenschaftliche Studien deuten an, dass Terpene speziell in der Cannabispflanze modulierende Effekte auf die Wirkung von Cannabinoiden haben. Es wird erwartet, dass es in Zukunft immer mehr Ergebnisse geben wird, die zeigen, wie genau sie im Zusammenspiel mit den Cannabinoiden das Endocannabinoid-System stimulieren und somit Prozesse in unseren Körpern beeinflussen.

Jenseits von Terpenen – was definiert das Aroma von Cannabissorten wirklich?
In der sich ständig erweiternden Landschaft der Cannabisforschung hat eine aktuelle Studie mit dem Titel “Minor, Nonterpenoid Volatile Compounds Drive the Aroma Differences of Exotic Cannabis” von Iain W. H. Oswald und Kollegen verblüffende Enthüllungen über die Verbindungen ans Licht gebracht, die für das unterschiedliche Aroma verschiedener Cannabissorten verantwortlich sind. Während Terpene wie Myrcen, Limonen, Pinen und Caryophyllen seit langem für die einzigartigen Düfte der verschiedenen Sorten verantwortlich gemacht werden, wurde im Rahmen der Studie herausgefunden, dass auch andere leicht flüchtige Substanzen, darunter Schwefelverbindungen, eine wichtige Rolle bei der Ausprägung dieser unterschiedlichen Aromen spielen. Diese Enthüllung macht das Verständnis der Cannabisaromen nicht nur komplexer, sondern stellt aufgrund der Flüchtigkeit dieser Verbindungen auch eine Herausforderung dar.

Da die Forschung zu den olfaktorischen Aspekten von Cannabis, Terpenen und anderen duftbildenden Substanzen noch in den Kinderschuhen steckt, ist die Vorfreude auf weitere Erkenntnisse groß. Fortschritte beim Verständnis Duftstoff bildender Verbindungen in Cannabis könnten möglicherweise zu Verfahren oder Anbaumethoden führen, die das Aroma bestimmter Sorten für Patienten verbessern und bewahren.

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