Studie

untersucht Straßencannabis aus 30 deutschen Städten
Pestizide, Covid, menschliche Fäkalien:
Das versteckt sich
in Cannabis vom Schwarzmarkt
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Der Gesundheitsschutz von Konsument:innen war eines der zentralen Ziele der deutschen Cannabis-Teillegalisierung vom 1. April 2024. Unabhängig von der sicheren Versorgung von Patient:innen, die ärztlich verordnete Cannabispräparate in pharmazeutischer Qualität bereits seit 2017 aus der Apotheke beziehen können, sollte damit auch Freizeitkonsument:innen der Bezug von Cannabis aus kontrollierter Herkunft ermöglicht werden, beispielsweise aus Eigenanbau, Cannabisclubs sowie potenziell auch aus lizenzierten Fachgeschäften. Warum ein flächendeckendes Angebot sicherer Cannabisprodukte dringend notwendig ist, zeigt unsere aktuelle Studie – denn wir haben uns gefragt: Was versteckt sich eigentlich in Cannabis vom Schwarzmarkt?

Um dieses Thema zu erforschen, haben wir großflächig getestet, welche nicht-cannabinoiden Verbindungen in Straßencannabis enthalten sind. Über einen Aufruf auf der Plattform „Reddit” konnten wir genügend Freiwillige gewinnen, die sich bereit erklärten, ihr über den Schwarzmarkt bezogenes Cannabis mithilfe eines versiegelten Testkits einschließlich Standortinformationen und Zeitstempel zur Analyse an unser Forschungsteam zu senden.

Lediglich jede fünfte Probe als „sauber” eingestuft

Nach acht Monaten Arbeit und mit der großartigen Unterstützung von über 200 Freiwilligen konnten die eingesendeten Proben auf biologische Komponenten, Pestizide und andere Drogen getestet werden.* Und die Ergebnisse waren schockierend: Von über 300 getesteten Proben wurden nur rund 20 Prozent als sichere und saubere Produkte eingestuft. Ein Großteil der übrigen 80 Prozent enthielt beispielsweise Spuren von menschlichen und tierischen Fäkalien, Covid-19 und Influenzaviren. Ebenso fanden sich Spuren von Kokain, Ketamin, Crystal Meth, MDMA und sogar Verbindungen aus Haarspray; außerdem Spuren von toxischen Pestiziden, die in Europa als illegal eingestuft werden.

Schlechteste Testresultate in Berlin, Hamburg und München
 

Wie die jeweiligen Städte innerhalb der Studie abgeschnitten haben, erfahren Sie in der folgenden Übersicht, absteigend aufgelistet von den am stärksten bis zu den am wenigsten kontaminierten Proben aus 30 deutschen Städten sowie 10 weiteren europäischen Metropolen.

*Detaillierte Informationen zur Analysemethodik finden Sie weiter unten.

Spuren von Kokain: 47 %
Spuren von Haarspray: 32 %
Spuren von Fäkalien:  65 %
Spuren gefährlicher Pestiziden: 71 %
Spuren von Bakterien und Viren: 74 %
Von allen entnommenen Proben, einschließlich Pestiziden und Biomarkern, die nicht in den veröffentlichten Daten aufgeführt sind.

Ergebnisse der deutschen Städte

Die abschließende Rangliste, von der höchsten bis zur niedrigsten, zeigt die Stadt mit den meisten Kontaminationen auf dem lokalen illegalen Cannabismarkt. Jede einzelne Spalte kann sortiert werden und Sie können nach einer Stadt suchen. Die vollständige Methodik, wie jeder Test ausgewertet wurde, finden Sie am Ende der Seite.
Hinweis: Um die Tabellen vollständig zu sehen, sollten Sie die Seite auf dem Desktop Computer betrachten oder Ihr Telefon im Querformat halten.
#StadtAnzahl der TestsPaclobutrazolChlorfenapyrTrifloxystrobinKokainMDMAKetaminMethamphetaminHaarsprayPymetrozineMenschlicher KotE ColiCovid 19RhinovirusInfluenzaSaubere Proben
1Berlin10xxxxxxxxxxx3
2Hamburg10xxxxxxx2
3München10xxxxxxxx5
4Köln10xxxxx4
5Frankfurt am Main10xxxxxx3
6Stuttgart10xxxxxxx6
7Düsseldorf10xxxxxxx3
8Leipzig10xxxx4
9Dortmund5xxxx2
10Essen5xxxxx3
11Bremen5xxxx1
12Dresden5xxxxx1
13Hannover5xxxxx3
14Nürnberg5xxxxxxx2
15Duisburg3xxxx1
16Bochum3xxxx1
17Wuppertal3xxxxx0
18Bielefeld3x1
19Bonn3xxxxx1
20Münster3xxx2
21Mannheim3xxxx0
22Karlsruhe3xxxx0
23Augsburg2xx0
24Wiesbaden2xx0
25Mönchengladbach2xxx1
26Gelsenkirchen2xxxxx0
27Aachen2xx1
28Braunschweig2x1
29Chemnitz2xxxxxxx0
30Mainz2xx1

Ergebnisse der europäischen Städte

#StadtAnzahl der TestsPaclobutrazolChlorfenapyrTrifloxystrobinKokainMDMAKetaminMethamphetaminHaarsprayPymetrozineMenschlicher KotE ColiCovid 19RhinovirusInfluenzaSaubere Proben
1London10xxxxxxxxxxx4
2Madrid10xxxxxxx3
3Lissabon5xxxxxx1
4Barcelona5xxxxxxxx2
5Paris10xxxxxxx0
6Manchester5xxxxxx2
7Brüssel5xxxxxx0
8Wien5xxxxxxxx2
9Zürich5xxxx2
10Genf5xxxxxx3
Sie haben Fragen zu unserer Studie oder sind an einer Berichterstattung bzw. einem Interview interessiert? Dann wenden Sie sich gerne jederzeit an:

Jennifer Plankenbühler

Lead Medical PR | Press Officer
Telefon: +49 (0)173 37 62 845

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Methodologie

Das Testkit enthielt ein Reagenzglas mit einem Tupfer zur Durchführung der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie, vier separate kolorimetrische Tests für die aufgeführten Drogen, einen Test auf fäkale Indikatorbakterien, drei PCR-Tests für die angegebenen Bakterien, ein Paar sterile Handschuhe und eine Maske.

Pestizide

Verbindung: Paclubtrazol
Testmethode: Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) mit Mixed-Mode Columns
Erklärung: Paclobutrazol ist ein Pflanzenwachstumshemmer und triazolbasiertes Fungizid. Es hemmt die Gibberellin-Biosynthese, was zu kürzeren Internodien und kompakterem Pflanzenwachstum führt.
Legalität: Illegal für die Verwendung auf konsumierbaren Pflanzen in der EU.
Medizinische Folgen: Potenzielle Lebertoxizität und reproduktive Effekte beim Menschen.
Verbindung: Chlorfenapyr
Testmethode: Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) mit Mixed-Mode Columns
Erklärung: Chlorfenapyr ist ein Pestizid, das zur Bekämpfung einer Vielzahl von Schädlingen verwendet wird. Es wirkt, indem es die Produktion von ATP in den Mitochondrien stört, was zum Zelltod führt.
Legalität: Verboten für die Verwendung auf Nahrungspflanzen in der EU.
Medizinische Folgen: Kann neurologische und entwicklungsbedingte Probleme beim Menschen verursachen.
Verbindung: Trifloxystrobin
Testmethode: Liquid Chromatography-Tandem Mass Spectrometry (LC-MS/MS) mit QuEChERS Methode
Erklärung: Trifloxystrobin ist ein Breitband-Fungizid, das zur Blattapplikation verwendet wird. Es hemmt die mitochondriale Atmung in Pilzen, verhindert die Energieproduktion und führt zum Zelltod.
Legalität: Zugelassen für die Verwendung mit Einschränkungen in der EU.
Medizinische Folgen: Kann Haut- und Augenreizungen verursachen; potenzielle Langzeiteffekte auf Leber und Nieren

Drogen

Substanz: Kokain
Testmethode: Colorimetric Test
Effekte: Intensive Euphorie, erhöhte Herzfrequenz, Risiko einer schweren Lungenschädigung
Legalität (Deutschland): Illegal (Droge der Liste I)
Substanz: MDMA
Testmethode: Colorimetric Test
Effekte: Selten geraucht; kann schwere Rachen- und Lungenreizungen verursachen, kann toxisch sein
Legalität (Deutschland): Illegal (Droge der Liste I)
Substanz: Ketamin
Testmethode: Colorimetric Test
Effekte: Halluzinationen, Dissoziation, Atemprobleme
Legalität (Deutschland): Legal nur für medizinische Zwecke, ansonsten illegal
Substanz: Methamphetamin
Testmethode: Colorimetric Test
Effekte: Intensive Euphorie, erhöhte Energie, schwere Lungenschäden, Suchtgefahr
Legalität (Deutschland): Illegal (Droge der Liste I)

Chemikalien

Substanz: Haarspray
Testmethode: Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) mit Mixed-Mode Columns
Effekte: Giftige Dämpfe können Schwindel, Kopfschmerzen und Atembeschwerden verursachen
Legalität (Deutschland): Legal bei bestimmungsgemäßer Verwendung; Missbrauch kann zu rechtlichen Konsequenzen führen
Verbindung: Pymetrozine
Testmethode: QuEChERS Method mit Anpassungen in pH und Analyse durch LC-MS/MS (Liquid Chromatography-Mass Spectrometry/Mass Spectrometry)
Erklärung: Pymetrozin ist ein Pyridin-Azomethin-Insektizid, das zur Bekämpfung von Homoptera-Insekten (Blattläusen und Weißen Fliegen) eingesetzt wird, indem es deren Fressverhalten beeinträchtigt. Es hat keinen Knockdown-Effekt, sondern unterbricht die Nahrungsaufnahme der Schädlinge.
Legalität: Pymetrozin wurde in der EU aufgrund von Bedenken hinsichtlich seiner Notwendigkeit und möglicher Risiken verboten, obwohl es zuvor unter streng kontrollierten Bedingungen zugelassen war.
Medizinische Folgen: Der Verzehr von Erzeugnissen mit Pymetrozin-Rückständen kann die Gesundheit gefährden, einschließlich möglicher toxischer Wirkungen auf den Menschen. Die spezifischen medizinischen Folgen hängen jedoch von der Höhe der Exposition und der individuellen Empfindlichkeit ab.

Bio, Baktieren & Viren

Biomaterie: Menschlicher Kot
Testmethode: Fecal indicator bacteria test (e.g., Enterococcus or E. coli)
Folgen des Konsums: Gastrointestinale Infektionen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und mögliche Exposition gegenüber Krankheitserregern wie Hepatitis A, Norovirus und Parasiten
Biomaterie: E. coli
Testmethode: PCR test
Folgen des Konsums: Schwere Magenkrämpfe, Durchfall (oft blutig), Erbrechen und in schweren Fällen hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)
Biomaterie: COVID-19
Testmethode: RT-PCR
Folgen des Konsums: Atemwegserkrankungen, die von leichten Symptomen (Fieber, Husten) bis zu schweren Erkrankungen (Lungenentzündung, akutes Atemnotsyndrom) reichen
Biomaterie: Rhinovirus
Testmethode: PCR
Folgen des Konsums: Erkältungssymptome wie laufende Nase, Halsschmerzen, Husten und Verstopfung
Biomaterie: Influenza
Testmethode: RT-PCR
Folgen des Konsums: Grippesymptome wie Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Husten, Verstopfung und in schweren Fällen Lungenentzündung und andere Komplikationen