Medizinisches Cannabis wird in Deutschland immer häufiger verordnet – sei es zur Schmerztherapie, zur Behandlung von Schlafproblemen oder zur Linderung von Übelkeit. Doch eine Frage stellen sich viele Patient:innen nach wie vor: Wie lange bleibt medizinisches Cannabis eigentlich haltbar? Wie bei anderen pflanzlichen Arzneimitteln verändern sich auch hier mit der Zeit Inhaltsstoffe, Aroma und Potenz. Entscheidend ist vor allem der Abbau der Cannabinoide, die maßgeblich für die therapeutische Wirkung verantwortlich sind. Doch wie schnell geschieht das? Und woran erkennt man, dass Cannabis an Qualität verliert?
Wenn von der Haltbarkeit eines Arzneimittels die Rede ist, meint dies nicht, dass es von einem Tag auf den anderen „verfällt“. Vielmehr gibt es einen Zeitraum, in dem der Wirkstoffgehalt stabil bleibt – also nicht über ein bestimmtes Maß abnimmt.
In der Pharmazie gilt ein Medikament als nicht mehr voll wirksam, wenn der Gehalt des Hauptwirkstoffs um mehr als 10 Prozent gesunken ist. Übertragen auf medizinisches Cannabis bedeutet das:
Dieser Prozess geschieht nicht über Nacht, sondern erst über Monate oder Jahre. Entscheidend dafür ist die Lagerung.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass THC unter normalen Lagerbedingungen langsam, aber stetig abgebaut wird. Dabei wird es mit der Zeit zu CBN (Cannabinol) umgewandelt – einem Cannabinoid, das weniger psychoaktiv wirkt, aber möglicherweise beruhigende Eigenschaften haben kann.
Die Geschwindigkeit dieses Abbaus hängt maßgeblich von Temperatur, Licht und Sauerstoffkontakt ab. Eine Studie des United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) untersuchte den THC-Abbau in Cannabis über mehrere Jahre. Genutzt wurde dafür getrocknetes Cannabis, das in geschlossenen Behältern, dunkel und unter konstanten Bedingungen in einem klimatisierten Tresor bei 20–22 °C gelagert wurde. Die Forschenden kamen zu folgenden Ergebnissen:
Das bedeutet: Älteres Cannabis bleibt weiterhin nutzbar, verliert aber mit der Zeit deutlich an Potenz. Wer eine gleichbleibend starke Wirkung benötigt, sollte daher regelmäßig auf frische Blüten oder Cannabis-Extrakte setzen.
Ob medizinisches Cannabis noch haltbar ist, lässt sich nicht allein am Alter ablesen. Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass die Qualität nachgelassen hat:
In deutschen Apotheken ist medizinisches Cannabis streng reguliert. Hersteller müssen für ihre Produkte eine stabile Wirkstoffkonzentration garantieren – daher haben Cannabisblüten und Extrakte ein offizielles Haltbarkeitsdatum.
Dieses richtet sich nach pharmazeutischen Standards und ist in der Regel zwischen sechs Monaten und einem Jahr nach der Abgabe gültig. Nach Ablauf kann sich die Potenz verringert haben, das Produkt ist aber nicht automatisch unbrauchbar.
Tipp: Wer unsicher ist, ob sein medizinisches Cannabis noch haltbar ist, kann sich in der Apotheke beraten lassen.
Da die Haltbarkeit von Cannabis maßgeblich von den Lagerbedingungen abhängt, gibt es klare Empfehlungen, um den Abbau zu verlangsamen:
Detaillierte Informationen zur richtigen Aufbewahrung von Cannabis gibt es in unserem weiterführenden Artikel zur Lagerung von Cannabis.
Medizinisches Cannabis bleibt bei richtiger Lagerung mindestens 6–12 Monate stabil, bevor erste Wirkstoffverluste auftreten. Selbst nach 1–2 Jahren kann es noch konsumierbar sein – allerdings mit geringerer Potenz und verändertem Aroma.
Für Patient:innen bedeutet das: Cannabis mit überschrittenem Haltbarkeitsdatum ist nicht automatisch unbrauchbar – aber die Wirkung kann schwächer ausfallen. Wer eine gleichbleibende therapeutische Wirkung benötigt, sollte regelmäßig auf frische Blüten oder Extrakte aus der Apotheke setzen.
Altes Marihuana kann noch geraucht werden, solange es keine Anzeichen von Schimmel oder Feuchtigkeit aufweist. Allerdings verliert es mit der Zeit an Potenz, Aroma und Geschmack, da THC langsam zu CBN abgebaut wird. Dadurch kann die Wirkung milder und eher beruhigend ausfallen.
Cannabis kann bei richtiger Lagerung bis zu zwei Jahre eingenommen werden, bevor es spürbar an Potenz verliert. Nach dieser Zeit sinkt der THC-Gehalt erheblich, was die Wirkung milder macht. Es bleibt jedoch einnehmbar, solange es trocken, schimmelfrei und nicht muffig riecht.
Nicht mehr inhalieren sollte man Cannabis, wenn es Schimmelspuren (weiße, graue oder grünliche Flecken) zeigt, muffig oder feucht riecht oder sich unangenehm klebrig anfühlt. Auch extreme Trockenheit kann ein Problem sein, da das Cannabis dann schnell und scharf abbrennt, was den Rauch unangenehm macht. Im Zweifel gilt: Besser entsorgen als riskieren.
Altes Cannabis verändert sich optisch und kann an Qualität verlieren. Statt sattgrün kann es gelblich, bräunlich oder gräulich wirken – ein Zeichen für Oxidation und den Abbau von Cannabinoiden. Die Blüten fühlen sich oft trocken und bröselig an, da Terpene und Feuchtigkeit verdampft sind. Auch die schimmernde Trichom-Schicht, die für die Potenz verantwortlich ist, kann matt wirken oder teilweise verloren gegangen sein. Zudem können die feinen Härchen (Pistillen) verblasst oder brüchig sein. Wenn jedoch weiße, graue oder grünliche Flecken sichtbar sind, deutet das auf Schimmel hin – in diesem Fall sollte das Cannabis nicht mehr eingenommen werden.
Cannabis kann anfangen zu schimmeln, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist oder es unsachgemäß gelagert wird. Schimmelbildung beginnt meist bei einer Luftfeuchtigkeit über 65 %, insbesondere wenn das Cannabis in einem luftdichten Behälter ohne ausreichende Trocknung aufbewahrt wird. Auch Temperaturschwankungen, etwa durch Lagerung im Kühlschrank, können Kondenswasser erzeugen und Schimmel begünstigen. Anzeichen für schimmliges Cannabis sind weiße, graue oder grünliche Flecken, ein muffiger, feuchter Geruch und eine klebrig-feuchte Konsistenz. Solches Cannabis sollte nicht mehr eingenommen werden, da Schimmelsporen gesundheitsschädlich sein können.