Von Ritualpflanze bis Rohstoffwunder – die Geschichte von Cannabis Sativa L. ist lang, vielfältig und aktuell wie nie. Über 12.000 Jahre begleitet die Cannabispflanze den Menschen: als Nahrung, Medizin, Textilrohstoff – und seit 2024 auch legalisiert im Alltag von Menschen in Deutschland. Doch woher stammt diese Pflanze ursprünglich? Wie unterscheiden sich ihre Arten? Und was bedeutet die Legalisierung für ihre Nutzung? Dieser Artikel beleuchtet Ursprung, Wachstum und Vielfalt von Cannabis – und zeigt, warum die Pflanze heute mehr denn je im Fokus steht.
Key Facts
Seit mehr als 12.000 Jahren wird die Cannabispflanze (auch als Kultur-Hanf oder Cannabis Sativa L. bezeichnet) von Menschen kultiviert und für verschiedene Zwecke genutzt. Bis vor Kurzem war die Herkunft bzw. das Ursprungsland der Cannabispflanze stark umstritten – die Meinungen changierten zwischen Zentralasien, Amerika oder Europa.
Die Forschung des US-amerikanischen Wissenschaftlers John M. McPartland bringt neue Klarheit in die Frage nach dem Ursprung von Cannabis Sativa L.: Mithilfe biogeografischer Analysen und archäologischer Funde konnte sein Team das Ursprungsgebiet der Pflanze eindeutig nach Zentralasien verorten. Besonders die Verbreitung wilder Cannabispopulationen lieferte dabei entscheidende Hinweise auf den botanischen Ursprung.
Unsere Vorfahren nutzten die Cannabispflanze für allerlei Zwecke, kultivierten diese in fruchtbarer Erde und beeinflussten das Wachstum sowie die Wetterbeständigkeit der Pflanze. Archäologische Funde zeugen ebenfalls von einer frühzeitlichen Nutzung der Cannabispflanze in Deutschland. Eisenberg gilt als der **älteste Hanf-Fundort Deutschlands:** Dort wurden Cannabissamen entdeckt, die auf etwa 5.500 v. Chr. datiert werden und auf einen Hanfgebrauch durch die ersten Kulturen der Jungsteinzeit schließen lassen. (Stand der Quelle: 16.04.2025)
Cannabis Sativa L. ist global am weitesten verbreitet und findet sich zumeist in der Äquator-Gegend, da dort konstante klimatische Bedingungen herrschen und die Cannabispflanze mitsamt ihrer Blüten permanent an Höhe gewinnen kann.
Cannabispflanzen gedeihen am besten in nährstoffreichen Böden mit einem pH-Wert zwischen 6 und 7,5. Besonders günstig wirkt sich zudem ein äquatoriales Klima aus – dort können die Pflanzen gleichzeitig wachsen und blühen, was die Wachstumszyklen verkürzen und die botanische Entwicklung fördern kann.
Cannabispflanzen lassen sich in männliche und weibliche Exemplare unterscheiden – und beide bringen unterschiedliche Eigenschaften mit. Weibliche Pflanzen wachsen meist etwas kompakter und brauchen etwas länger bis zur Blüte, dafür entwickeln sie die begehrten Blütenknospen. Ihre Struktur ist insgesamt feingliedriger. Männliche Pflanzen hingegen bilden kleine, bananenförmige Pollensäcke aus, die sich kurz vor dem Pollenflug sichtbar ausstülpen – meist entlang des Stamms. Ihr cremefarbener Blütenstaub erreicht dank ihrer meist größeren Wuchshöhe problemlos die weiblichen Pflanzen in der Umgebung.
In freier Natur kann eine männliche Cannabis Sativa L. bis zu sechs Meter hoch wachsen, während die weibliche Variante in der Regel bei vier bis fünf Metern ihr Maximum erreicht. Auch bei den Fasern zeigen sich Unterschiede: Männliche Hanfpflanzen liefern weichere, feinere Fasern, die sich ideal für Textilien wie Hemden, Bettwäsche oder Tücher eignen. Weibliche Fasern hingegen sind grober und robuster – perfekt für Produkte wie Segeltuch, Säcke oder strapazierfähige Stoffe.
Cannabis Sativa L., auch bekannt als gewöhnlicher Hanf (Cannabis), gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) und wird innerhalb der Pflanzenwelt der Ordnung der Rosales – also den rosenartigen Bedecktsamern – zugeordnet. Die Pflanze setzt sich aus Samen, Fasern, Blättern und Blüten zusammen – und genau diese Vielfalt macht sie botanisch wie auch kulturell so spannend.
Früher wurde Cannabis Sativa L. oft als „indischer Hanf“ bezeichnet – eine Bezeichnung, die heute überholt ist. Denn mittlerweile unterscheidet man zwischen drei Haupttypen: Cannabis Sativa L., Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis. Ob Indica dabei eine eigene Art oder lediglich eine Unterart von Sativa ist, wird bis heute wissenschaftlich diskutiert.
In ihrer natürlichen Form enthält Cannabis Sativa L. unter 5 % THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) – im Vergleich zu modernen Züchtungen gilt sie also als eher mild. Der Name „Sativa“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „angebaut“ oder „kultiviert“.
Und noch ein kleiner Exkurs für alle, die’s genau wissen wollen: Das „L.“ im botanischen Namen ehrt den schwedischen Naturforscher Carl von Linné. Er war einer der Väter der modernen biologischen Klassifikation – und auch Cannabis hatte es ihm einst wissenschaftlich angetan.
Der Ursprung der Cannabispflanze – und somit aller Cannabis-Sorten – liegt in Zentralasien. Von dort aus verbreitete sich die Pflanze in alle Teile dieser Welt. Während die ursprüngliche Form der Cannabispflanze einen eher geringen THC-Gehalt besaß, wurde dieser durch zahlreiche Kreuzungen künstlich erhöht.
In den 1970er und 1980er Jahren entwickelten Züchter aus aller Welt hybride Kreuzungen der Cannabispflanze, die schließlich zu populären Cannabis-Sorten wie "Purple Haze", "Cheese", "Cookie" oder "California" wurden. Den verschiedenen Cannabis-Sorten wird oftmals eine individuelle Eigenschaft bzw. Wirkung zugesprochen. Für einen Laien ist es dabei schwierig, Cannabis-Sorten zu erkennen – oder diese auseinanderzuhalten.
Cannabis Sativa L. ist die Mutter der Cannabispflanze, besitzt schmale bis längliche Blätter und wird in zahlreiche Cannabis-Sativa-Sorten unterteilt. Die Cannabis-Sativa-Samen enthalten wertvolles Eiweiß und Proteine, sowie Vitamine, Aminosäuren und ungesättigtes Omega-3. Dies scheint auch der Grund für unsere Vorfahren gewesen zu sein, Cannabis Sativa L. zu kultivieren und als Nahrungsmittel zu nutzen. Das auch als Nutzhanf bezeichnete Cannabis Sativa L. ist eine einjährige Pflanze, die vom Samen bis zur Blüte etwa sechs Monate benötigt.
Cannabis Indica wurde im Jahr 1785 von dem französischen Biologen Jean Baptiste de Lamarck entdeckt und klassifiziert. Rein genetisch unterscheidet sich Cannabis Indica kaum von Cannabis Sativa L., allerdings gehört Cannabis Indica zu den Cannabissorten, die ein kälteres Klima bevorzugen. Dies erklärt auch den Ursprung der Pflanze, welcher in den kälteren Regionen Asiens und Indiens liegt.
Cannabis Indica wächst gedrungen und kleiner als Cannabis Sativa L. und hat zudem eine geringe Blütezeit. Die Cannabis-Indica-Blätter sind breit und haben etwa 7–9 Finger pro Blatt. Durchschnittlich tragen Cannabis-Indica-Pflanzen mehr Pollen bzw. Knospen als Cannabis Sativa L. Pflanzen. Optisch ist der Cannabis-Indica-Samen von anderen Cannabis-Sorten nicht zu unterscheiden.
Der Ruderalhanf wurde erstmals im Jahr 1924 von dem russischen Botaniker Dimitri Janischewski beschrieben und als dritte Art der Gattung Cannabis definiert. Bis jetzt ist es jedoch umstritten, ob der Ruderalhanf eine eigene Art darstellt oder gleichbedeutend mit Cannabis Sativa L. ist.
"Ruderalis" ist das lateinische Wort für "zerbröckeltes Gestein" und verdeutlicht die Anpassungsfähigkeit der Pflanze in von Menschen künstlich geschaffenen Gebieten. Die Blätter der Cannabis-Ruderalis-Pflanze sind drei- bis fünffingrig, während die Pflanze bis zu 80 cm hoch wächst. Der große Unterschied zu anderen Cannabis-Arten liegt in der Blütezeit von Cannabis Ruderalis. Die Pflanze reift chronologisch. Das bedeutet, dass Cannabis Ruderalis unabhängig vom Lichtzyklus zu blühen beginnt.
Einer Beobachtung Dimitri Janischewskis nach werden die Cannabis Ruderalis Samen durch Feuerwanzen systematisch gesucht und weitergetragen. Dies fördert die Verbreitung der Pflanze, insbesondere in unwirtlichen Gebieten. Die Pollen von Cannabis Ruderalis werden kaum konsumiert, da sie im Vergleich zu den anderen Arten weniger bis kaum THC-haltig sind.
Seit Jahrtausenden spielt die Cannabispflanze eine bedeutende Rolle in verschiedenen Kulturen weltweit. Sie diente als Nahrungsquelle, wurde für die Herstellung von Textilien genutzt und fand Anwendung in rituellen Zeremonien.
Lange Zeit galt Cannabis jedoch in Deutschland ausschließlich als Betäubungsmittel – Besitz, Anbau und Konsum waren verboten. Das änderte sich grundlegend im Jahr 2024: Seit dem 1. April ist der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigenbedarf sowie der private Anbau von bis zu drei Pflanzen für Erwachsene ab 18 Jahren legalisiert. Dennoch bleibt der kommerzielle Verkauf ohne entsprechende Lizenz weiterhin untersagt.
Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktiver Bestandteil der Cannabispflanze, war bereits vor der Teillegalisierung legal erhältlich – vorausgesetzt, der THC-Gehalt liegt unter 0,2 %. In den letzten Jahren hat CBD zunehmend an Bedeutung gewonnen und wird heute vielfältig eingesetzt, etwa zur Entspannung, Schmerzlinderung oder Hautpflege. Allerdings bestehen weiterhin rechtliche Grauzonen, etwa beim Verkauf als Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel.
Auch in der Kosmetikindustrie gewinnt Cannabis an Relevanz – etwa in Form des sogenannten Cannabis Sativa Callus Lysate. Dieses Extrakt aus Pflanzenzellkulturen soll die Haut beruhigen und regenerieren.
Kurz gesagt: Die Cannabispflanze bleibt ein bemerkenswert vielseitiges Gewächs – ob in Medizin, Kosmetik oder Kultur. Mit der sich wandelnden Gesetzeslage eröffnet sich ein neues Kapitel ihrer Nutzung – doch Aufklärung und verantwortungsvoller Umgang bleiben dabei entscheidend.
In der Botanik werden in der Regel drei Hauptarten von Cannabis unterschieden: Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis. Manche Forscher sehen sie als Unterarten ein und ordnen sie alle Cannabis Sativa L. zu. Die genaue Einteilung ist bis heute wissenschaftlich umstritten.
Es gibt Hunderte von Cannabis-Sativa-Sorten – Tendenz steigend. Viele davon sind Hybridzüchtungen, die Sativa-Genetik mit Indica- oder Ruderalis-Eigenschaften kombinieren. Da ständig neue Sorten durch Kreuzung und Selektion entstehen, lässt sich keine feste Zahl nennen.
Der wichtigste Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Cannabispflanzen liegt in ihrer Funktion bei der Fortpflanzung: Weibliche Pflanzen entwickeln die begehrten Blüten (Buds), die reich an Cannabinoiden wie THC und CBD sind. Sie sind die Grundlage für medizinischen und Freizeitkonsum. Männliche Pflanzen produzieren Pollensäcke, mit denen sie die weiblichen Pflanzen bestäuben. Sie bilden keine rauchbaren Blüten, sind aber wichtig für die Zucht. Optisch sind weibliche Pflanzen meist kompakter und feingliedriger, während männliche Pflanzen größer und etwas robuster wachsen. In der professionellen Cannabiszucht werden männliche Pflanzen oft entfernt, um eine ungewollte Bestäubung zu verhindern – denn nur unbestäubte weibliche Pflanzen (sogenannte Sinsemilla) bilden besonders wirkstoffreiche Blüten.
Cannabis wurde nicht im klassischen Sinne „entdeckt“ – die Pflanze wird seit Jahrtausenden von Menschen genutzt. Die frühesten Belege für den Gebrauch von Cannabis stammen aus Zentralasien und reichen etwa bis 10.000 v. Chr. zurück. Schon damals nutzten Menschen die Fasern zur Herstellung von Textilien und Seilen, die Samen als Nahrungsmittel und die Blüten zu rituellen oder medizinischen Zwecken.