Du denkst, Cannabis müsse grundsätzlich geraucht werden? Weit gefehlt! Das Rauchen von Cannabisblüten gehört zwar sicher zu den besonders geläufigen Anwendungen, aber: Es gibt verschiedene Darreichungsformen von Cannabis und gleichzeitig auch unterschiedliche Methoden, um es einzunehmen.
Eine Übersicht über gängige Darreichungsformen und Anwendungsverfahren von medizinischem Cannabis haben wir in diesem Artikel für Dich zusammengestellt.
Da die verschiedenen Darreichungsformen unterschiedliche Vor- und Nachteile haben, lässt sich auch nicht pauschal festlegen, welche Form am besten ist. Dies ist vielmehr individuell unterschiedlich und dementsprechend von Fall zu Fall abzuwägen.
Die eine Möglichkeit führt beispielsweise zu einer verlängerten Wirkung, die dafür jedoch im Verhältnis zu anderen Optionen etwas verzögert einsetzt. Für einen Schmerzpatienten, der das Cannabis auf Rezept im Rahmen einer Schmerztherapie erhalten hat und der unter akuten Schmerzen leidet, stellt ein entsprechendes Mittel daher wohl nicht die erste Wahl dar.
Manche Optionen lassen sich zudem auch individuell besser auf die Anwender:innen abstimmen, während andere hingegen durch eine besonders leichte Dosierung punkten können.
Dementsprechend ist es wichtig, dass Ärzt:innen und Patient:innen sich hier genau abstimmen und die für den konkreten Anwendungsfall passendste Lösung auswählen.
Heute gibt es eine Vielzahl verschiedener medizinischer Cannabissorten, die Ärzt:innen gegebenenfalls ihren Patient:innen verschreiben können. Dies ist ein wichtiger Vorteil, denn so kann die Behandlung individuell auf die Patient:innen abgestimmt werden.
Bei der Auswahl der geeigneten Blüten wird dabei das Terpen- und Cannabinoidprofil der Blüten in den Blick genommen, um eine für die Patient:innen geeignete Zusammenstellung zu erreichen. Übrigens: Gemeinhin gelten Sativa-Sorten als eher belebend, während Indica-Sorten eher beruhigend sein sollen. Dies stellt jedoch nur eine grobe Orientierung dar.
Ausgehend von den Eigenschaften der verschiedenen Blüten können die Ärzt:innen dann eine geeignete Auswahl treffen. Hierbei kann sich auch die Kombination verschiedener Cannabissorten anbieten, um die gewünschten Wirkungen zu erreichen.
Die Nutzung von medizinischen Cannabisblüten erfolgt über Inhalation. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Patient:innen können die Blüten klassisch rauchen oder aber verdampfen. Dies geschieht über einen Vaporizer.
Ärzt:innen können sie als ganze Cannabisblüten verordnen. Die Patient:innen müssen sie dann vor der Nutzung mit einem Grinder zerkleinern. Um die recht komplizierte Anwendung und besonders die Dosierung zu erleichtern, können die Blüten auch als bereits zerkleinertes Granulat verordnet werden. Der Nachteil dabei: Die Oxidation wird so beschleunigt, wodurch die Qualität nachlässt.
An dieser Stelle ist natürlich weiterführend zu berücksichtigen, dass es sich bei Cannabisblüten um Naturprodukte handelt. Insofern kann es bei den Inhaltsstoffen auch immer zu leichten Schwankungen kommen. Dank der Standardisierung des Anbaus und der Bestimmungen im europäischen Arzneibuch sind etwaige Abweichungen heute jedoch sehr gering.
+ | – |
Schnelle Wirkung durch Inhalation | Schwierige Dosierung |
Viele Sorten verfügbar | Leichte Schwankungen bezüglich der Inhaltsstoffe möglich |
Kombination unterschiedlicher Sorten | |
Entourage-Effekt |
Die cannabinoidbasierten Arzneimittel enthalten für gewöhnlich lediglich ein einziges Cannabinoid, zum Beispiel Dronabinol, also THC. Dies bringt einen klaren Vorteil mit sich. Denn so werden Aussagen über den Gehalt des jeweiligen Wirkstoffs erleichtert und es lassen sich klarere Aussagen zur Wirkung des Präparats treffen.
Auf der anderen Seite haben diese Arzneimittel jedoch auch einen klaren Nachteil, der genau daraus resultiert. Denn die Cannabispflanze enthält grundsätzlich viele verschiedene Wirkstoffe wie THC und diverse Terpene. Besonders das Zusammenspiel der einzelnen Stoffe kann zu positiven Effekten führen und die Wirkung steigern – die Rede ist hierbei vom sogenannten Entourage-Effekt.
Der Entourage-Effekt beschreibt das Phänomen, dass die Wirkstoffe in der Hanfpflanze in Kombination miteinander eine größere Wirkung haben als jeder Wirkstoff für sich allein genommen. Cannabinoide, Terpene und Flavonoide interagieren miteinander, was zu einer synergistischen Wirkung führen kann.
Bei der Nutzung eines Einzelwirkstoffs entfallen jedoch diese Wechselwirkungen. Dementsprechend können die Anwender bei der Nutzung entsprechender Präparate auch nicht von dem erwähnten Entourage-Effekt profitieren.
Weiterer Nachteil: Es gibt weniger Kombinationsmöglichkeiten und die Behandlung lässt sich daher nicht so individuell und spezifisch auf die einzelnen Patient:innen abstimmen.
Es gibt verschiedene Formen, in denen cannabinoidbasierte Arzneimittel verfügbar sind. Ärzt:innen können den Patient:innen zum Beispiel ölige Lösungen, Mundsprays, Dronabinol-Tropfen und Kapseln verschreiben. Die Einnahme erfolgt für gewöhnlich oral.
+ | – |
eher abschätzbare Wirkung | Entourage-Effekt entfällt bei Einzelwirkstoffen |
länger anhaltende Wirkung bei oraler Einnahme | orale Einnahme: verzögerte Wirkung |
leichte Dosierung | weniger individuelle Behandlung der Patient:innen |
Darüber hinaus gibt es noch Mittel, die zur äußerlichen Anwendung bestimmt sind. Hierunter fallen zum Beispiel Salben und Cremes. Solche Mittel können zum Beispiel zur Schmerzlinderung an einer bestimmten Stelle eingesetzt werden. Dabei gelangt nur wenig THC ins Blut, und die Wirkung auf die menschliche Psyche fällt deutlich geringer aus. Dennoch ist natürlich auch in diesem Zusammenhang die Abstimmung mit den behandelnden Ärzt:innen unverzichtbar!
Welche Darreichungsformen von medizinischem Cannabis gibt es?
Es gibt unterschiedliche Darreichungsformen von medizinischem Cannabis. Ärzt:innen können den Patient:innen zum Beispiel medizinische Cannabisblüten zur Inhalation, cannabinoid-basierte Arzneimittel zur oralen Einnahme und Vollspektrum-Cannabisextrakte verschreiben. Darüber hinaus gibt es auch noch Salben und Cremes zur äußeren Anwendung.
Welche Cannabis-Darreichungsform ist am besten?
Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Die verschiedenen Darreichungsformen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile: Cannabinoid-basierte Arzneimittel lassen sich beispielsweise leicht dosieren, während für eine Inhalation vorgesehene medizinische Cannabisblüten schnell wirken können. Patient:innen sollten daher immer genau mit ihren Ärzt:innen abstimmen, welche Darreichungsform im konkreten Fall geeignet und angezeigt ist.
Sind die verschiedenen Cannabis-Arzneimittel legal?
Ja, die oben beschriebenen Darreichungsformen von medizinischem Cannabis sind in Deutschland legal. Wichtig ist selbstverständlich, dass den Patient:innen die Mittel im Rahmen der rechtlichen Voraussetzungen von ihren Ärzt:innen verschrieben worden sind und die konkreten Arzneimittel in Deutschland zugelassen sind.