Cannabis ist in Deutschland inzwischen legal – aber nicht überall und nicht in jeder Form. Wer Cannabis kaufen möchte, sollte die erlaubten Wege kennen.
In Kanada oder in Teilen der USA ist der Gang in den Cannabis-Shop längst Alltag. Wer dort konsumieren möchte, zeigt seinen Ausweis, zahlt an der Kasse – fertig. Deutschland hat sich für einen anderen Weg entschieden: Die Teillegalisierung im Frühjahr 2024 war ein politischer Balanceakt. Cannabis ist erlaubt, aber nicht überall, und schon gar nicht frei verkäuflich. Wer sich orientieren will, stößt schnell auf ein Dickicht aus Regeln, Ausnahmen und Grauzonen.
Im Kern gibt es drei Wege, Cannabis legal zu erwerben – und einen, der nach wie vor verboten bleibt. Für Cannabis-Patient:innen ist der wichtigste Zugang das ärztliche Cannabis-Rezept: Nur so lassen sich geprüfte Cannabisblüten oder Cannabis-Extrakte in der Apotheke beziehen. Freizeitnutzer:innen haben seit 2024 zwar mehr Freiheiten, doch ihr Zugang ist auf Cannabis Social Clubs oder den Eigenanbau beschränkt. Ein freier Verkauf in Shops – und erst recht der Schwarzmarkt – bleibt weiterhin tabu.
Seit 2017 ist Cannabis in Deutschland als Arzneimittel zugelassen. Für viele Patient:innen mit chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen oder therapieresistenten Beschwerden bedeutete das einen Wendepunkt: Endlich durften Ärzt:innen Cannabis verschreiben – als Cannabisblüten oder in Form von standardisierten Cannabis-Extrakten, die in Apotheken erhältlich sind.
Doch so richtig einfach ist der Zugang zur Cannabis-Therapie bis heute nicht. Manche Ärzt:innen zögern mit der Verschreibung, nicht jede Apotheke führt alle Cannabis-Produkte und Krankenkassen verweigern immer wieder die Kostenübernahme. Trotz dieser Hürden bleibt das Cannabis-Rezept der einzig verlässliche und legale Weg, Cannabis zu kaufen. Mit einer gültigen Verordnung dürfen Patient:innen bis zu 100 Gramm pro Monat aus Apotheken beziehen – geprüft, standardisiert und damit sicher in Qualität und Reinheit.
Zunehmend nutzen Patient:innen die Möglichkeit, ihr Cannabis-Rezept online über Telemediziner zu erhalten. Nach einer ärztlichen Konsultation – oft unterstützt durch einen Online-Fragebogen – wird das Cannabis-Rezept bei Eignung ausgestellt. Das medizinische Cannabis wird oft direkt über Partner-Versandapotheken an die Patient:innen verschickt. Vorteil: Wartezeiten bei Fachärzt:innen und lange Wege zur Apotheke lassen sich so umgehen.
Ein praktisches Feature vieler Telemedizin-Anbieter ist der Live-Bestand von Cannabisblüten: Patient:innen können in Echtzeit sehen, welche Sorten in Partner-Apotheken aktuell verfügbar sind – mit Angaben zu THC- und CBD-Gehalt. Diese Übersicht dient vor allem dazu, Wünsche zu äußern und die Versorgung besser zu planen. Welche Sorte letztlich verschrieben wird, entscheidet jedoch immer die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt.
Unser Tipp: Mehr zum Thema Cannabis als Medizin und warum wir gesamtgesellschaftlich dringend offener und anders darüber sprechen sollten, liest du in unserem Artikel "Cannabis neu gedacht".
Mit der Teillegalisierung im April 2024 wurde auch das Modell der Cannabis Social Clubs (Anbauvereinigungen) eingeführt. Seit Juli 2024 dürfen sich Erwachsene in nicht-kommerziellen Vereinen zusammenschließen – das offizielle Angebot für Freizeitnutzer:innen. Bis zu 500 Mitglieder sind erlaubt, pro Person sind bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat möglich.
Wichtig: Es handelt sich im klassischen Sinne nicht um Verkauf. Vielmehr wird das Cannabis gemeinschaftlich angebaut und in festgelegten Mengen abgegeben. Der Begriff „Abgabe“ trifft es besser als „Verkauf“ – denn die Clubs sind nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern arbeiten gemeinnützig und decken ihre Kosten allein durch Mitgliedsbeiträge und Abgaben.
Neben den Cannabis Social Clubs ist auch der private Anbau erlaubt. Erwachsene dürfen bis zu drei weibliche Cannabispflanzen pro Haushalt ziehen, allerdings nur für den Eigenbedarf. Eine Weitergabe oder ein Verkauf ist nicht gestattet und die Cannabispflanzen müssen so gesichert werden, dass sie nicht in die Hände Dritter gelangen. Die dafür nötigen Cannabissamen können in Deutschland legal erworben werden.
Für Freizeitnutzer:innen eröffnet das die Möglichkeit, Cannabis selbst anzubauen und dabei Sorten und Anbaumethoden frei zu wählen. Patient:innen hingegen profitieren davon weniger: Für medizinische Behandlungen ist weiterhin ausschließlich standardisierte und geprüfte Apothekenware vorgesehen, da hier Qualität, Wirkstoffgehalt und Reinheit garantiert sein müssen.
Was bleibt, ist der Weg, den es immer schon gab – und der bleibt illegal. Wer Cannabis auf der Straße kauft, riskiert nicht nur Strafen, sondern auch seine Gesundheit. Die Qualität ist ungewiss, gestrecktes Cannabis keine Seltenheit. In einer legalisierten Gesellschaft wirkt dieser Weg mehr denn je wie ein Relikt vergangener Zeiten.
Egal, ob medizinisch oder als Freizeitkonsument: Entscheidend ist die Qualität. Nur zertifizierte Produkte garantieren, dass keine Streckstoffe enthalten sind und der Gehalt an THC und CBD genau dem entspricht, was auf der Packung steht. Für Patient:innen kommt hinzu: Sie brauchen Beratung, abgestimmte Dosierungen, passende Sorten.
Unser Tipp: Du willst mehr zum Thema erfahren? In unserem Artikel "Cannabis kaufen – aber kontrolliert" sprechen wir über Modellprojekte zum regulierten Verkauf.