Hast Du schon einmal von der sogenannten „Cannabis-Decarboxylierung“ gehört? Bei uns erfährst Du, was es mit diesem komplizierten Wort auf sich hat, warum die Decarboxylierung so wichtig ist und wie sie abläuft.
Du hast vielleicht schon einmal gehört, dass bis heute mehr als 100 Cannabinoide in der Cannabispflanze von der Wissenschaft nachgewiesen werden konnten. Zu den bekanntesten Cannabinoiden gehören THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Allerdings ist das nicht ganz korrekt: Werden die Cannabisblüten geerntet, befinden sich die Cannabinoide nämlich noch in einer Vorstufe.
Um bei unserem Beispiel THC zu bleiben: In der Blüte liegt zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht THC vor, sondern THCa. Das „a“ steht für das englische Wort „acid“, das sich mit „Säure“ übersetzen lässt. In der Cannabisblüte befindet sich also zunächst kein Tetrahydrocannabinol, sondern Tetrahydrocannabinolsäure.
Bei der Decarboxylierung handelt es sich um ein Verfahren, durch das die Cannabinoidsäuren zu Cannabinoiden umgewandelt werden. Hierzu werden Kohlenstoffmoleküle von den Verbindungen gelöst. Erst durch die Decarboxylierung können die in den Cannabisblüten enthaltenen Wirkstoffe wie THC aktiviert werden.
Falls Du fertige Arzneimittel auf Cannabis-Basis einnimmst, musst Du Dir über die Decarboxylierung keine Gedanken machen. Diese ist dann nämlich bereits erfolgt.
Grundsätzlich erfolgt die Decarboxylierung durch Erhitzung. In diesem Zusammenhang gibt es verschiedene Verfahren. Bei manchen Konsumformen von Cannabis erfolgt die Decarboxylierung übrigens quasi „automatisch“ und nebenbei.
Eine Möglichkeit, um die Decarboxylierung herbeizuführen, besteht darin, die Cannabisblüten als Tee aufzugießen. Die zerkleinerten Blüten sollten hierzu für mindestens 15 Minuten in Wasser gekocht werden. So werden die Blüten erhitzt, und die Decarboxylierung kann einsetzen.
Ähnlich ist es beim Rauchen und Inhalieren: Wird Cannabis geraucht, ist ebenfalls kein zusätzlicher Zwischenschritt nötig, um die Decarboxylierung herbeizuführen. Beim Rauchen entstehen jedoch verschiedene gesundheitsgefährdende Nebenprodukte, die durch die Raucher:innen aufgenommen werden.
Die vermutlich gesundheitsfreundlichere Variante stellt derweil die Darreichung über einen Vaporizer dar. Hier wird das Cannabis bei hoher Temperatur verdampft und dann von den Anwender:innen inhaliert.
Möchtest Du die medizinischen Cannabisblüten nicht zur Inhalation oder zur Zubereitung eines Cannabis-Tees nutzen, musst Du die Decarboxylierung in einem separaten Schritt durchführen. Wer seine medizinischen Cannabisblüten zum Beispiel zur Herstellung von Cannabisbutter oder ähnlichen Produkten nutzen möchte, muss diesen Zwischenschritt einlegen. Das ist wichtig, damit die Cannabinoide aktiviert werden.
Nachfolgend stellen wir Dir zwei Verfahren vor: Zunächst die Decarboxylierung im Backofen und daran anschließend die im Wasserbad. Abschließend gehen wir noch auf ein Verfahren ein, das immer wieder im Netz auftaucht, von dem wir Dir aber abraten: der Decarboxylierung in der Mikrowelle.
Die Decarboxylierung kann zum Beispiel in einem Ofen vorgenommen werden. Hierzu wird der Ofen auf eine Temperatur von ca. 110 °C aufgeheizt. Die Cannabisblüten werden dann auf einem Backblech platziert und so in den Ofen geschoben. Nach Möglichkeit sollten sie zuvor in ähnlich große Stücke zerkleinert werden, damit sie gleichmäßig erwärmt werden.
Für eine Dauer von 35–60 Minuten kommen sie danach in den Ofen. Die optimale Zeit ist hier abhängig von der Größe der Cannabisblüten sowie dem Grad ihrer Feuchtigkeit. Haben die Cannabisblüten eine leichte Bräunung erlangt, können sie aus dem Ofen genommen werden. Danach sollten sie zunächst abkühlen, ehe die decarboxylierten Cannabisblüten zu Keksen, Cannabisbutter etc. weiterverarbeitet werden können.
Gerade bei älteren Backöfen ist die Temperaturanzeige nicht immer genau. Ein Backofenthermometer kann dabei helfen, die richtige Temperatur zu erreichen. Diese ist wichtig, damit die Cannabinoide ihre Wirkung entfalten können und nicht beschädigt werden oder die Blüten sogar verbrennen.
Bei der Erhitzung im Ofen kommt es üblicherweise zu einer recht starken Geruchsbildung. Eine praktische Alternative stellt die Decarboxylierung im Wasserbad dar, die wir im nächsten Abschnitt betrachten.
Diese Methode geht ohne starke Geruchsbildung einher und ermöglicht zugleich eine konstante Erwärmung der Cannabisblüten, ohne diese zu verbrennen. Allerdings wird für die Umsetzung besonderes Zubehör benötigt.
Die Vorgehensweise geht auf Errungenschaften der französischen Küche zurück und wird auch als „Sous Vide“ bezeichnet. Das bedeutet auf Deutsch so viel wie „unter Vakuum“. Ursprünglich kommt dabei das zu erwärmende Essen in einen vakuumierten Kochbeutel, der dann in einem mit Wasser gefüllten Kochtopf erwärmt wird.
Die Decarboxylierung sollte nicht in einfachen Haushalts- oder Gefrierbeuteln durchgeführt werden, sondern in eigens dafür vorgesehenen Sous-Vide-Beuteln. Der Hintergrund liegt auf der Hand: Gewöhnliche Gefrierbeutel könnten im Zuge der Erwärmung Weichmacher freisetzen.
Für die Decarboxylierung sollten die Cannabisblüten zunächst gemahlen werden. Danach können sie in den Beutel gegeben werden, ehe dieser luft- und wasserdicht verschlossen wird. Nun wird Wasser in einen Kochtopf gegeben und erhitzt, bis es ca. 95 °C erreicht hat. Dann wird der Kochbeutel in den Topf gegeben. Das Wasser sollte den Beutel komplett bedecken.
Nach etwa einer Stunde kann der Beutel aus dem Wasser genommen werden. Wichtig ist, dass die Temperatur während dieser Stunde konstant bei 95 °C bleibt. Auch hier kann Dir ein Küchenthermometer bei der exakten Kontrolle helfen. Danach müssen die decarboxylierten Cannabisblüten nur noch abkühlen, bevor ihre Weiterverarbeitung erfolgen kann.
Theoretisch kann Cannabis auch in der Mikrowelle decarboxyliert werden. Hierbei müssen zunächst ebenfalls die Cannabisblüten zerkleinert werden. Danach kommen sie auf einem Teller liegend für wenige Minuten in die Mikrowelle. Es empfiehlt sich, die Blüten zwischendurch zu wenden und zu durchmischen.
Allerdings: Dieses Verfahren ist umstritten. Der Vorgang lässt sich in der Mikrowelle nicht gut kontrollieren und ist nicht gerade schonend. Da in der Mikrowelle sehr hohe Temperaturen erreicht werden, können Terpene und Cannabinoide verbrennen und damit verloren gehen. Daher bringt diese Methode vermutlich weniger gute Ergebnisse mit sich als zum Beispiel die Decarboxylierung im Wasserbad.
Patient:innen, die zur Verwendung von medizinischem Cannabis in Form von Cannabisblüten berechtigt sind, stehen mehrere Optionen zur Verfügung, um die Cannabisblüten zu decarboxylieren. Die verschiedenen Verfahren bieten jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile. Patient:innen sollten sich in jedem Fall mit ihren behandelnden Ärzt:innen besprechen, um gemeinsam eine passende Lösung abzustimmen.
Wie geht Cannabis-Decarboxylierung ohne Geruch?
Bei der Decarboxylierung im Backofen kann es zu einer starken Geruchsbildung kommen, die viele Anwender:innen vermeiden möchten. Eine Möglichkeit: Die Decarboxylierung lässt sich auch in einem luftdicht verschlossenen Vakuumbeutel in einem Wasserbad vornehmen.
Was ist die Decarboxylierung?
Bei der Decarboxylierung von Cannabis werden die in den Cannabisblüten enthaltenen Cannabinoidsäuren in Cannabinoide umgewandelt. Dazu werden die Blüten erhitzt und so die Kohlenstoffmoleküle von den Verbindungen gelöst. Die Decarboxylierung ist wichtig, um die Cannabinoide wie THC oder CBD zu aktivieren. Nur so können sie ihre Wirkung im menschlichen Körper entfalten.
Wie lange dauert die Decarboxylierung?
Die Dauer der Decarboxylierung variiert je nach Verfahren. Besonders schnell geht es zum Beispiel in der Mikrowelle, allerdings ist dieses Vorgehen umstritten. Schonender und leichter zu kontrollieren ist etwa die Decarboxylierung im Vakuumbeutel und Wasserbad. Diese Methode benötigt inklusive Vorbereitung etwas mehr als eine Stunde Zeit.